[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Schulterstütze für ein Streichinstrument, insbesondere
für eine Violine oder Bratsche, mit einem Auflageelement zum Auflegen auf Schulter
und/oder Brust des Spielers.
[0002] Streichinstrumente, besonders Violinen und Bratschen, letztere auch unter dem Begriff
Viola bekannt, werden beim Musizieren an ihrem Korpus-Ende zwischen Kinn und Schulter
des Musikers gehalten. Da der Abstand zwischen dem Kopf des Spielers und dem Schulterbereich
jedoch in der Regel größer ist als die Dicke des Instruments, ist ein Festhalten oder
Einklemmen des Instruments für den Musiker nur in sehr unbequemer Haltung möglich,
so dass - wenn überhaupt ein Bespielen des Instruments möglich ist - Beeinträchtigungen
der Spielqualität nicht vermieden werden können. Um dem entgegen zu wirken, wurden
so genannte Kinnstützen, auch Kinnschalen genannt, und Schulterstützen für Violinen
und Bratschen entwickelt.
[0003] Diese Schulterstützen werden abnehmbar mit einer Haltevorrichtung am Korpus des Instruments
angebracht und dienen somit dazu, dem Musiker das Halten des Instruments bequemer
zu machen. Grundsätzlich wird eine Schulterstütze an einer Violine oder dergleichen
befestigt und bildet eine Auflagefläche, die auf der Schulter des Musikers aufliegt,
wobei das Instrument selbst auf einem gewählten Niveau abgestützt ist. Dieses ist
insbesondere abhängig vom Körperbau, insbesondere von der Halslänge, der Schulterform
und der Geigenposition, des Musikers. Derartige Schulterstützen sind beispielsweise
bekannt aus der
EP 507 994 B1, der
US 4,062,695, der
DE 100 07 834 A1, der
US 7,265,284 oder der
US 7,488,877 B2.
[0004] Die Schulterstützen können dabei mit festem Boden ausgeführt sein. Dieser ist in
der Regel aber nur unzureichend entsprechend der Schulter des Musikers geformt und
somit individualisiert angepasst, so dass üblicherweise einige Einbußen hinsichtlich
Spielkomfort und Bequemlichkeit hingenommen werden müssen. Aus Komfortgründen kann
der feste Boden aber auch unten mit einem Kissen versehen sein, welches an der Schulter
des Musikers anliegt, wenn das Instrument bespielt wird.
[0005] An den beiden Enden des Bodens sind üblicherweise nach oben ragende, als Halte- oder
Trageelemente ausgeführte Klemmeinheiten befestigt, die drehbare, gabelförmige Halteklammern
als Endstücke tragen. Diese können an den Seitenwänden des Instrumentenkorpus nahe
dem Korpusboden angebracht werden. Um diese Art von Schulterstütze fest am Instrument
befestigen zu können, weist der Boden der Schulterstütze meistens eine gewisse eigene
Elastizität auf, und diese dient zur Erzeugung einer gewissen Klemmkraft, mit der
die gabelförmigen Halteklammern das Instrument ergreifen. Endstücke sind auch in anderen
Ausführungsarten in Kombination mit den Trägerelementen bekannt, die aber meist alle
mit einer gewissen Klemmwirkung das Instrument erfassen.
[0006] Für eine hochwertige Klangqualität und Harmonie mit dem Instrument sind derartige
Schulterstützen üblicherweise aus Plastik oder Kunststoff, in jüngerer Zeit aber auch
aus Holz oder auf Holzbasis gefertigt und in ihrer Kontur zumindest annähernd individualisiert
an die Körperform des Spielers angepasst. Damit soll u. a. erreicht werden, dass der
Spieler besonders komfortabel und harmonisch und ohne Beeinträchtigung seiner Konzentration
oder seiner Aufmerksamkeit das Instrument bespielen kann.
[0007] Aus der
EP 27 17 255 A1 ist zudem eine Schulterstütze der genannten Art bekannt, mit der eine erhebliche
Verbesserung der klanglichen Eigenschaften des Ensembles aus Instrument und Schulterstütze
erreichbar ist. Dabei ist das Auflageelement der Schulterstütze mit einer Mehrzahl
von Löchern versehen. Durch diese Ausgestaltung des Auflageelements sind das Schwingungsverhalten
der Schulterstütze und die akustische Ankopplung an das Schwingungsverhalten des Instruments
an sich besonders günstig und störungsarm, so dass in der Gesamtheit eine besonders
hohe klangliche Qualität beim Bespielen des Instrumentes erzielt werden kann.
[0008] Solche Schulterstützen können grundsätzlich starr, also mit fest montierten Klemmeinheiten,
ausgeführt sein. Andererseits werden vermehrt aber auch klappbare Schulterstützen
vorgeschlagen, deren Halteelemente oder Klemmeinheiten im Sinne eines verringerten
Platzbedarfs bei der Lagerung einklappbar ausgeführt sind. Solche Schulterstützen
sind beispielsweise aus der
EP 3 018 653 A1 oder der
US 7,488,877 bekannt.
[0009] Eine Schulterstütze mit den Merkmalen des Oberbegriffs von Anspruch 1 ist aus der
US 2003/167896 A1 bekannt.
[0010] Unabhängig von der Frage einer klappbaren Ausführung besteht bei solchen Schulterstützen
generell das Bestreben, eine besonders weitgehende Anpassung der Geometrie einerseits
an das jeweilige Streichinstrument, andererseits aber auch an die individuellen Bedürfnisse
und Vorgaben des Spielers zu ermöglichen.
[0011] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine in diesem Sinne noch weiter verbesserte
klappbar ausgeführte Schulterstütze für ein Streichinstrument anzugeben, mit der auf
besonders einfache, gewichtsparende und in der Herstellung effiziente Weise eine besonders
flexible und variable Anpassung der Schulterstütze an die Geometrie des Streichinstruments
einerseits und an die persönlichen Erfordernisse und Vorgaben des Spielers andererseits
ermöglicht wird.
[0012] Bezüglich der Schulterstütze wird diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst durch eine
Schulterstütze mit den Merkmalen des Anspruchs 1.
[0013] Die Erfindung geht dabei von der Überlegung aus, dass eine klappbare Ausführung der
am Auflageelement abgeordneten Klemmeinheiten auf besonders einfache Weise mittels
eines Drehlagers erreicht werden kann. Um bei dieser Grundauslegung eine individualisierte
Anpassung an die Erfordernisse des Spielers und/oder die Geometrie des Streichinstruments
zu ermöglichen, könnten die einzelnen Komponenten oder Bauteile der Klemmeinheiten
und des Auflageelements selbstverständlich in der Art einer Maßanfertigung individuell
angefertigt werden. Dies wird aber im Hinblick auf den damit verbundenen, vergleichsweise
hohen Aufwand als eher unerwünscht angesehen. Um einen solchen erhöhten Aufwand zu
vermeiden und dennoch eine individualisierte Anpassung zu ermöglichen, sollten vielmehr
die Komponenten als solche oder im Zusammenspiel miteinander flexible Einstell- und
Anpassungsmöglichkeiten bieten.
[0014] In einem ersten Schritt ist hierzu vorgesehen, die Klemmeinheiten besonders einfach
austauschbar auszugestalten. Eine Variation der Geometrie ist dann bereits dadurch
möglich, dass beispielsweise eine Klemmeinheit durch eine andere Klemmeinheit unterschiedlicher
Länge, insbesondere unterschiedlicher Schaftlänge, ersetzt wird. Eine solche einfache
Austauschbarkeit der Klemmeinheiten ist erreichbar, indem das Drehlager gezielt für
einen solchen erleichterten Austausch ausgelegt ist, wobei seine Lagerschalen die
in ihnen gelagerten Drehzapfen der Klemmeinheit lediglich teilweise und nicht vollständig
umschließen.
[0015] In ganz besonders bevorzugter Ausgestaltung sind die Öffnungen in den Lagerschalen
derart gewählt, konfiguriert und dimensioniert, dass die Drehzapfen stabil eingerastet
bleiben, dennoch leicht ein- und ausgerastet werden können.
[0016] In an sich üblicher Ausgestaltung ist zweckmäßigerweise die oder jede Klemmeinheit
jeweils mit einer Halteklammer versehen, die vorzugsweise mit einer am Boden des Streichinstruments
umlaufenden Kante in Eingriff bringbar ist und die Schulterstütze somit im Zusammenwirken
mit weiteren Klemmeinheiten am Streichinstrument fixiert. In ganz besonders bevorzugter
Ausgestaltung ist aber auch diese Komponente für eine flexible Anpassbarkeit der Geometrie
ausgelegt. Dazu ist die Klemmeinheit in ganz besonders bevorzugter Ausgestaltung mehr-,
vorzugsweise zwei-, teilig ausgestaltet und umfasst einerseits den Fuß oder Schaft
und andererseits die separat dazu ausgeführte Halteklammer, wobei Fuß bzw. Schaft
und Halteklammer mittels eines Schraubgewindes miteinander verbunden sind. Vorzugsweise
ist die Halteklammer dazu auf einem Gewindeschaft angeordnet und von diesem getragen,
der in ein in den Fuß oder Schaft der Klemmeinheit integriertes Innengewinde einschraubbar
ist. Damit ist auf besonders einfache Weise eine Modifikation der Länge der Klemmeinheit
ermöglicht, indem lediglich der Gewindeschaft mehr oder weniger weit in das Innengewinde
eingeschraubt wird.
[0017] Erfindungsgemäß ist der Schaft der jeweiligen Klemmeinheit zudem azentrisch oder
außermittig in dem Sinne geführt, dass seine Mittelachse die Drehachse des die Klemmeinheit
haltenden Drehlagers nicht schneidet, sondern beabstandet an dieser vorbeiführt. Damit
ist auf besonders einfache Weise eine gewisse Einstellbarkeit der lichten Weite der
Halteklammern zueinander bei ausgeklappten Klemmeinheiten ermöglicht, indem Klemmeinheiten
mit unterschiedlichem Versatz gegeneinander ausgetauscht werden. Damit soll insbesondere
die lichte Weite zwischen den Halteklammern so gewählt werden können, dass möglichst
ein zuverlässiger Eingriff der Halteklammern in die umlaufende Bodenkante des Streichinstruments
unter Aufbringung einer gewissen, aber nicht zu großen Vorspannung der Komponenten
möglich ist.
[0018] Wie sich überraschend herausgestellt hat, ist das Maß des Drehzapfens besonders relevant
für die Funktion des Ensembles aus Klemmeinheit und Lagerschalen. Ein größerer Drehzapfen
erlaubt nämlich eine nuanciertere Wahl des Einrast-Momentes. Bevorzugt sind die Komponenten
und deren Dimensionierungen dabei derart gewählt, dass das Einrasten leicht, die gegebene
Sicherheit und Stabilität aber danach aber hoch sind. Wird der Durchmesser aber zu
groß gewählt, dann erhöht sich nachteiligerweise die Breite des Walzenkörpers und
damit die niedrigste Position der Stütze. Unter diesen Erwägungen wird folgende Maßgebung
als besonders vorteilhaft angesehen: für den Durchmesser des Drehzapfens; Minimal
1 mm, maximal 30mm, bevorzugt 5mm-15mm, besonders bevorzugt 8mm-12mm.
[0019] In ganz besonders vorteilhafter, als eigenständig erfinderisch angesehener Ausgestaltung
werden dabei die Schaftelemente in der Art eines Satzes, umfassend eine Mehrzahl von
Schaftelementen mit jeweils unterschiedlichem Versatz, bereitgestellt. Die Veränderung
der lichten Weite zwischen zwei Halteklammern im aufgeklappten Zustand und damit eine
Variation der Geometrieparameter ist dabei durch Austausch des jeweiligen Schaftelements
leicht erreichbar. Zudem können die Komponenten in weiterer vorteilhafter Ausgestaltung
auch noch derart symmetrisch ausgeführt sein, dass jeder Schaft zusätzlich zu einer
ersten Ausgangsposition auch noch in einer zweiten, um seine Mittelachse um 180° rotierten
Orientierung im jeweiligen Drehlager montiert werden kann. Aufgrund der azentrischen,
versetzten Führung der Mittelachse des Schafts bewirkt bereits eine solche Rotation
eine Veränderung der lichten Weite der Halteklammern zueinander. Zudem kann durch
die azentrische Positionierung der Gewindestifte auch noch die relative Position der
Schulterstütze zur Geige durch eine geeignete Wahl der Schaftelemente auf besonders
einfache Weise, aber signifikant verändert werden.
[0020] Zweckmäßigerweise und für eine besonders einfach gehaltene, aber dennoch solide Bauweise
ist der Schaft der oder jeder Klemmeinheit in seinem Fußbereich in der Art eines Walzenkörpers
mit annähernd zylindrischem Querschnitt ausgeführt. Der Walzenkörper ist dabei in
besonders vorteilhafter Ausgestaltung mit einem Endstück versehen, das mit einem an
der Schulterstütze angebrachten Stopper zusammenwirkt und einen Anschlag für das Ausschwenken
des Schafts bildet. Damit ist sichergestellt, dass die Klemmeinheit beim Ausschwenken
in eine definierte Position gebracht wird und entsprechend angepasst mit der Bodenkante
des Streichinstruments in Eingriff gebracht werden kann.
[0021] Das Endstück ermöglicht dabei über die genannte Stopp-Funktion hinaus eine sehr genaue
Vorgabe und Differenzierung der Winkel im aufgeklappten Zustand. Zum Beispiel beeinflusst
es nämlich, je nachdem wie lang das Ensemble aus Schaft und Gummifuß bemessen ist,
wie stark sich die Hebelwirkung, die beim Aufklemmen an der Geige entsteht, auswirkt.
Eine erhöhte Hebelwirkung sollte kompensiert werden durch eine stärker nach innen
geneigte Position des Schafts. Insbesondere sollte sie genau so dimensioniert sein,
dass sie, je nachdem wie lang das Ensemble aus Schaft und Gummifuß bemessen ist, dessen
variierende Hebelwirkung beim Anklemmen an der Geige ausgleicht. Eine erhöhte Hebelwirkung
durch längeren Schaft und Gummifuß könnte z.B. kompensiert werden durch eine stärker
nach innen geneigte Position des Schafts. Dies wird wiederum erreicht mittels eines
bei jeder Kippbein-Version individuell dimensionierten, in diesem Beispiel breiteren
Endstücks. Einem vergleichsweise langen Bein ist somit bevorzugt ein vergleichsweise
breites Endstück, und einem kurzen Bein ein enges Endstück zugeordnet. Damit ist im
Endeffekt der Winkel im aufgeklappten Zustand im Schaftelement selbst integriert,
und nicht abhängig von der Stütze selbst.
[0022] Die minimale Breite des Walzenkörpers ist bevorzugt abhängig von und abgestimmt auf
das genutzte Schraubenmaß gewählt, in einem bevorzugten Beispiel M4. Theoretisch sind
natürlich auch z.B. M 3.5 oder M 4.5 einsetzbar. Daraus ergeben sich folgende bevorzugte
Maße: Breite Minimal 4mm - Maximal 12mm, bevorzugt 5mm-9mm, besonders bevorzugt 6mm-7mm.
[0023] Der Durchmesser des Walzenkörpers beeinflusst direkt, wie weit der Schaft außermittig
angeordnet sein kann, ohne dass er nach außerhalb der Geometrie des Walzenkörpers
verschoben wird. Ein kleinerer Körper erlaubt eine kleinere Einstellung, ein größerer
Körper eine größere. Es hat sich überraschend herausgestellt, dass besonders bevorzugt
für eine umfassende Einstellbarkeit einer Geigenstütze eine außermittige Position
von 5mm ausreicht und vorgesehen sein sollte. Dies erlaubt an jeder Seite der Stütze
eine Verstellbarkeit von etwa 1 cm. Im Hinblick auf die erforderlichen Materialstärken
ergibt sich damit ein bevorzugter Durchmesser von 16mm. Allgemein werden folgende
Maße einreichen: Minimal 10mm, maximal 50mm. Bevorzugt 13mm-25mm. Besonders bevorzugt
15mm-20mm.
[0024] Zum anderen ist aber auch zu beachten, dass mit steigendem Durchmesser die Achse
des Walzenkörpers zunehmend weiter von der Stütze weg positioniert ist. Damit steigert
sich die minimale Höhe der Stütze. Eine niedrige Einstellung ist aber üblicherweise
sehr wünschenswert. Deswegen ist das besonders bevorzugte Maß des Walzenkörpers ein
Ergebnis aus erforderlicher Einstellbarkeit, minimaler Materialstärke und minimaler
Höhe der Stütze in ihrer niedrigsten Position.
[0025] Es ist übrigens auch möglich, das Kippbein so zu gestalten, dass der Schaft für den
Gummifuß außerhalb des Walzenkörpers platziert ist. Damit könnte man die Stütze an
noch breitere Instrumente anpassen. Ein solches Kippbein könnte man aber nur in der
"breiten" Position nutzen, weil es in der "engen" Position nicht einrastbar und einklappbar
ist. Besonders bevorzugt wäre solch eine Variante für ein Bratschen-Modell vorgesehen.
[0026] Im Allgemeinen werden besonders flexible Stützen immer mehr bevorzugt. Eine Stütze
auf diese Flexibilität auszulegen stellt aber eine gewisse Herausforderung dar. Eine
gewisse Flexibilität bedingt nämlich normalerweise gleichzeitig eine Unstabilität.
Die Bauart mit Klemmeinheiten und Lageschalen in der nun vorgeschlagenen Ausführung
und Dimensionierung erlaubt aber, dass der Drehzapfen während des Spielens in der
Lagerschale dreht. Überraschenderweise hat sich darüber hinaus herausgestellt, dass
während dieses Drehens die Haltebeine (Gummifüße) weiterhin stabil an der Geige halten.
Dies erlaubt eine Bauart der Stütze aus verschiedenen Materialien oder mit unterschiedlichen
Geometrien, womit die Flexibilität sehr genau auf die Wüsche der Benutzer einstellbar
ist.
[0027] Vorteilhafterweise ist das Endstück mit einem in einer Nut geführten O-Ring, vorzugsweise
aus Gummi, versehen. Dieser dämpft einerseits den Anschlag beim Kontakt des Endstücks
mit dem Stopper. Andererseits ist dadurch aber infolge der plastischen Verformbarkeit
des O-Rings eine gewisse Elastizität der Verbindung und des Kontakts von Endstück
und Stopper als solche gegeben. Diese Ausführung hat einen außerordentlich positiven
Einfluss auf die klangliche Qualität des Ensembles insgesamt, also wenn die Schulterstütze
mittels der Klemmeinheiten am Streichinstrument angebracht ist. Durch die Elastizität
des O-Rings, über den der mechanische Kontakt im Bereich des Anschlags hergestellt
ist, ergeben sich in mikroskopischen Umfang federnde und befreienden Eigenschaften
dieser Verbindung, die sich auf dem Klanggestaltung des Instrumentes sehr positiv
auswirken.
[0028] In vorteilhafter Ausgestaltung und insbesondere aufgrund geeigneter Materialwahl
und Geometrie ist die Schulterstütze leicht flexibel. Dies erlaubt eine größere Tonfreiheit
und ein ergonomischeres Halten des Instrumentes. Bereits eine leicht flexible Ausführung
der Schulterstütze zeigt aber das Auseinanderweichen von Stopper und Endpunkt infolge
eines Drucks, der auf die Stütze ausgeübt wird, und wenn dieser Druck wieder wegfällt.
Wenn Stopper und Endpunkt einander wieder begegnen, entsteht ein hörbarer Stosston,
der ebenfalls abgedämpft werden soll.
[0029] Dieses Dämpfen kann durch eine Gummischicht oder einen Gummikörper erreicht werden.
Idealerweise ist dieser Körper dabei so platziert und dimensioniert, dass, wenn die
Stütze an die Geige geklemmt ist, das Endstück und der Stopper einander berühren.
[0030] Dies kann sehr gut erreicht werden mittels des genannten O-Rings. Obwohl der O-Ring
in erster Hinsicht vorgesehen ist, um den erwähnten Schlag-Ton zu dämpfen, sollten
Endstück und Stopper einander bevorzugt unter Spannung berühren. Weil an dieser Kontaktstelle
durch hindurchtretende Schallwellen leichte Schallbewegungen entstehen können, hat
die Flexibilität des O-Rings noch einen weiteren positiven Einfluss. Überraschenderweise
scheint nämlich der Ton mit O-Ring lebendiger zu sein als ohne.
[0031] Vom Ton her sollte das Maß des O-Rings somit besonders sorgsam ausgewählt werden.
Wenn er zu dick ist, kann ein Übermaß an "Resonanz" entstehen, wenn er zu dünn ist,
dämpft er den Anstoß nicht mehr hinreichend. Die Schnurstärke (SD) ist darüber hinaus
bevorzugt derart gewählt, dass, wenn die Stütze an der Geige geklemmt ist, der O-Ring
so zusammengedrückt wird, dass das Endstück und der Stopper einander berühren. Eine
flachere Nut erfordert somit ein sanfteres Material, eine tiefe Nut hingegen ein verhältnismäßig
härteres Material.
[0032] Wenn darüber hinaus ein mehr räsonierender Effekt angestrebt wird, kann ein dickerer
Ring vorgesehen sein, der den Kontakt zwischen Stopper und Endstück unmöglich macht.
[0033] Im Hinblick auf die genannten Erwägungen sind somit folgende Parameter für den O-Ring
besonders bevorzugt vorgesehen:
Schnurstärke (SD) des O-Ringes: Maximal 3mm, minimal 0.5mm, bevorzugt 1.5mm-0.7mm,
besonders bevorzugt 1.2mm-0.8mm.
[0034] Kompression der Schnurstärke (SD) A: minimal 10% und maximal 60% der Schnurstärke,
bevorzugt 20-50% der Schnurstärke, besonders bevorzugt 30-40% der Schnurstärke. Der
Innendurchmesser (ID) des O-Ringes ergibt sich dabei bevorzugt aus dem Maß des Endstücks
und ist abhängig davon, wie stramm der Ring in seiner Nut um das Endstück aufgespannt
werden soll.
[0035] Als besonders bevorzugte Materialwahl für das Auflageelement ist Holz, Plastik oder
Kunststoff vorgesehen. In vorteilhafter Ausgestaltung weist das Auflageelement zudem
daher bei einer Ausführung in Holz eine Dicke von mindestens 2 mm und 10 mm, vorzugsweise
von mindestens 3 mm und höchstens 7 mm, besonders bevorzugt von mindestens 3,3 mm
und höchstens 5 mm, und bei einer Ausführung in Kunststoff oder Plastik eine Dicke
von mindestens 1,5 mm und höchstens 4,5 mm auf.
[0036] Um unter diesen Randbedingungen einen besonders hohen Tragekomfort und damit eine
besonders günstige Bespielbarkeit sicherzustellen, ist zudem vorteilhafterweise auch
die Breite des Auflageelements geeignet gewählt. Vorteilhafterweise ist dabei eine
Breite des Auflageelements von mindestens 20 mm und höchstens 48 mm, besonders bevorzugt
von mindestens 22 mm und höchstens 30 mm, vorzugsweise von mindestens 24 mm und höchstens
28 mm, vorgesehen.
[0037] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, dass durch
die genannte Ausführung der Komponenten, gerade in Kombination aller genannten Merkmale
miteinander, mit gering gehaltenem Aufwand und bei gering gehaltenem Gewicht eine
weitgehende Flexibilität der Dimensionierung und der Geometrieparameter der Schulterstütze
erreichbar ist. Durch die azentrische oder außermittige Ausgestaltung der Schaftachse
der Klemmeinheit in Kombination mit der Lagerung in nur segmentweise ausgeführten
Lagerschalen kann durch simplen Austausch der Klemmeinheiten die lichte Weite der
Halteklammern ebenso variiert werden wie der Winkel der Beinelemente. Zusätzlich oder
alternativ kann unter Rückgriff auf die Schraubverbindung zwischen Schaft und Halteklammer
der jeweiligen Klemmeinheit und/oder simplen Austausch deren Länge besonders einfach
modifiziert werden. In der Gesamtheit ist somit ein an eine Vielzahl geometrischer
Vorgaben anpassbares Haltesystem für eine Schulterstütze gegeben.
[0038] Insbesondere im Vergleich zu bekannten Einstellungs-Systemen für Schulterstützen
erreicht die vorliegende Lösung sehr schnelle, genaue und zuverlässige Anpassungen
der Stütze. Bekannt sind Mechanismen mit Schrauben und Löchern, die nicht ausreichend
präzise sind und weiterhin in der Praxis umständlich zu handhaben sind. Andere Ausführungen
nutzen Metallstangen und Gummis, die über die Zeit verschleißen und nicht mehr zuverlässig
halten. Auch können diese Metallstangen die Geige beschädigen. Wieder andere Systeme
nutzen eine Vielfalt an Löchern für die Klemmeinheiten, die dazu führen, dass die
Stütze schwerer wird und das Verändern der Weite mehr Zeit kostet.
[0039] Da zudem in der vorliegenden Ausführung die Einstellung der lichten Weite unter Verzicht
auf Schraubverbindungen und weitere aussteckbare Komponenten erfolgt, kann die Positionierung
bei Bedarf ganz nah am Instrument vorgenommen werden.
[0040] Darüber hinaus erlaubt die vorliegende Bauart eine Einstellung der lichten Weite
in sehr feinen Schritten. Z.B. ist in einer bevorzugten Ausführung eine Einstellung
über 2mm-Schritte vorgesehen. Diese Schrittweite ergibt sich aus dem Maß der kleinsten
außermittigen Platzierung des Schaftes (vorliegend bei 1 mm). Theoretisch sind auch
noch kleinere Schritte, z.B. 0.5mm, möglich, wenn der Schaft nur 0.25mm außermittig
platziert wäre.
[0041] Mittels durchbohrter Drehzapfen ist zudem zu erreichen dass optisch das Versetzen
des Schaft sehr gut bemerkbar ist. Je weiter aus dem Zentrum der Schaft versetzt ist,
desto grösser ist der Öffnung im Drehzapfen, was wiederum für den Nutzer leicht erkennbar
ist.
[0042] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand einer Zeichnung näher erläutert.
Darin zeigen:
- FIG. 1
- eine bodenseitige Ansicht einer klassischen Violine,
- FIG. 2
- eine perspektivische Teilansicht der Violine mit angebrachter Schulterstütze gemäß
dem Stand der Technik,
- FIG. 3
- die Schulterstütze gem. Fig. 2 in einsatzbereitem Zustand mit ausgeklappten Klemmeinheiten,
- FIG. 4
- die Schulterstütze gem. Fig. 2 im Verwahrungszustand mit eingeklappten Klemmeinheiten,
- FIG. 5
- den Fuß oder Schaft einer Klemmeinheit in zwei perspektivischen Ansichten,
- FIG. 6
- ein dem Fuß oder Schaft einer Klemmeinheit zugeordnetes Drehlager in zwei perspektivischen
Ansichten,
- FIG. 7
- den in das jeweilige Drehlager eingesetzten Fuß oder Schaft in zwei perspektivischen
Ansichten,
- FIG. 8
- den in das jeweilige Drehlager eingesetzten Fuß oder Schaft in seitlicher Ansicht,
- FIG. 9a
- den in das jeweilige Drehlager eingesetzten Fuß oder Schaft im Längsschnitt,
- Fig. 9b
- eine ausschnittsweise Vergrößerung der Darstellung nach Fig. 9a,
- FIG. 10 und 11
- jeweils einen Satz an Schaftelementen mit jeweils unterschiedlichem Versatz,
- FIG. 12
- eine Abfolge von Schritten bei der Auswechslung eines Fußes oder Schafts im jeweiligen
Drehlager, und
- FIG. 13
- zwei jeweils mit Haltesystemen bestückte Schulterstützen mit jeweils unterschiedlicher
lichter Weite zwischen ihren Halteklammern.
[0043] Gleiche Teile sind in allen Figuren mit denselben Bezugszeichen versehen.
[0044] Eine klassische Violine 1 gemäß FIG. 1 umfasst einen Korpus 2, der den Resonanzkörper
bildet, einen Hals 4, auf dem ein Griffbrett angebracht ist, und einen Wirbelkasten
mit Wirbeln 6, dessen Abschluss eine Schnecke 8 bildet. Der Korpus 2 weist einen Korpusboden
10 sowie eine umlaufende Bodenkante 12 auf. Am halsseitigen Ende 14 des Korpus 2 ist
der Hals 4 der Violine 1 über den oberen Endblock 16 mit dem Korpus 2 verbunden. Andere
Blöcke, die zur Stabilisierung der Violine 1 dienen, sind in den Korpus 2 eingearbeitet.
[0045] Am unteren Endblock 18 sind die Saiten der Violine 1 mit Hilfe eines Saitenhalterendes
auf der Oberseite der Violine 1 abgespannt. Daher ist der untere Endblock 18 sehr
stabil und fest in den Korpus 2 eingearbeitet. Auch der obere Endblock 16, der den
Hals 4 und das Griffbrett trägt, ist stabil und fest im Korpus 2 verarbeitet. Der
obere Endblock 16 und der Hals 4 werden heutzutage meist separat hergestellt und miteinander
verklebt, um die nötigen Trageigenschaften sowie auch Klang- und Schwingungseigenschaften
zu erfüllen.
[0046] Seitlich am Korpusboden 10 im Bereich der umlaufenden Bodenkante 12 sind Seitenwände,
so genannte Zargen 26, aufgesetzt, und auf diese Zargen 26 ist dann dem Korpusboden
gegenüber eine Korpusdecke angebracht. Diese Teile bilden im Wesentlichen den Korpus
2, der den Resonanzraum der Violine 1 bildet, und werden mit Hilfe der so genannten
Außenblöcke und des oberen und unteren Endblocks 16, 18 stabilisiert.
[0047] Um bei hoher Klangqualität der Violine 1 dem Musiker eine bequeme Haltung beim Spielen
der Violine 1 zu ermöglichen, ist üblicherweise eine Schulterstütze 30 vorgesehen,
wie sie in FIG. 2 in montiertem, am Korpus 2 der Violine 1 angebrachten Zustand dargestellt
ist. Die Schulterstütze 30 an sich umfasst dabei ein zum Auflegen auf Schulter und/oder
Brust des Spielers vorgesehenes Auflageelement 32, das über endseitig angeordnete
Klemmeinheiten 34 am Korpus 2 der Violine 1 und dabei insbesondere an der umlaufenden
Bodenkante 12 anbringbar ist. Im Ausführungsbeispiel ist die Schulterstütze 30 somit
über die Klemmeinheiten 34 unmittelbar am Korpus 2 der Violine 1 anbringbar; alternativ
könnte aber auch die zusätzliche Verwendung eines Adapterstücks zwischen Schulterstütze
30 und Korpus 2 vorgesehen sein.
[0048] Für eine besonders gute Spielbarkeit bei hohem Tragekomfort ist das Auflageelement
32 der Schulterstütze 30 konturiert ausgeführt, wobei durch die Formgebung oder Konturierung
des Auflageelements 32 eine individualisierte Anpassung an den jeweiligen Spieler
vorgesehen ist. Im Ausführungsbeispiel ist das Auflageelement 32 der Schulterstütze
30 im Hinblick auf gute klangliche Eigenschaften, aber auch ein möglichst gering gehaltenes
Gewicht, aus einem geeignet gewählten Material, beispielsweise aus Holz oder Kunststoff,
gefertigt. Zusätzlich weist das Auflageelement 32 zur weiteren Verbesserung der klanglichen
Eigenschaften aber auch noch ein Muster von geeignet positionierten und angeordneten
Löchern 40 und/oder Schlitzen auf, wie dies beispielsweise aus der nicht vorveröffentlichten
Europäischen Anmeldung Nr. 20175545.1 bekannt ist. Deren Offenbarung wird ausdrücklich in die vorliegende Offenbarung mit
einbezogen "incorporation by reference".
[0049] Das durch die Klemmeinheiten 34 gebildete Haltesystem, mit dem die Schulterstütze
30 am Korpus 2 der Violine 1 angebracht wird, ist im Hinblick auf eine Mehrzahl von
Auslegungszielen besonders geeignet ausgeführt. Zum Einen soll dabei eine besonders
platzsparende Unterbringung der Schulterstütze 30 ermöglicht sein, wenn sie gerade
nicht in Benutzung ist, beispielsweise während des Transports im Geigenkasten. Dazu
sind die Klemmeinheiten 34 schwenk- oder klappbar ausgeführt, wie dies durch den Vergleich
der Darstellungen in Fig. 3 (Schulterstütze 30 mit ausgeklappten Klemmeinheiten 34,
einsatzfertig) und Fig. 4 (Schulterstütze 30 mit eingeklappten Klemmeinheiten 34,
zum Verstauen) gut erkennbar ist.
[0050] Zum anderen soll das Haltesystem aber auch auf besonders einfache Weise flexibel
an verschiedene Geometrien, beispielsweise bedingt durch die Ausgestaltung des Streichinstruments
oder der Violine 1 und/oder durch die anatomischen Anforderungen des Spielers, anpassbar
sein. Um dies zu ermöglichen, sind die das Haltesystem bildenden Klemmeinheiten 34
jeweils mehrteilig ausgeführt; jede Klemmeinheit 34 umfasst jeweils einen schwenkbar
an der Schulterstütze 30 angebrachten Fuß oder Schaft 50 mit integriertem Innengewinde
sowie die eigentliche Halteklammer 52, die auf einem Gewindeschaft 54 angeordnet und
von diesem getragen ist. Die Halteklammer 52 ist dabei bei Benutzung der Klemmeinheit
34 mit der umlaufenden Bodenkante 12 der Violine 1 in Eingriff bringbar. Zur Bildung
der jeweiligen Klemmeinheit 34 ist dabei der die Halteklammer 52 tragende Gewindeschaft
54 in das Innengewinde des jeweiligen Fußes oder Schafts 50 einschraubbar. Durch diese
Bauweise ist die Gesamthöhe der Klemmeinheit 34 auf besonders einfache Weise einstell-
oder variierbar, indem der Gewindeschaft 54 mehr oder weniger tief in das Innengewinde
des Schafts 50 eingeschraubt wird.
[0051] Die genannten Komponenten können aus einem beliebigen geeigneten Material gefertigt
sein. Der Schaft 50 ist dabei bevorzugt aus Kunststoff gefertigt, so dass sich eine
besonders leichte Bauweise darstellen lässt. Der Kopf oder die Halteklammer 52 ist
bevorzugt ebenfalls aus Kunststoff gefertigt, wobei vorteilhafterweise zumindest die
mit der Bodenkante 12 in Kontakt tretenden Kontaktflächen 56 aus Gummi oder einem
gummiartigen Material gefertigt sind.
[0052] Der zur Anbringung an der Schulterstütze 30 vorgesehene Fuß oder Schaft 50 einer
Klemmeinheit 34 ist in Fig. 5 in zwei perspektivischen Ansichten (Fig. 5a und Fig.
5b) gezeigt. Um die angestrebte Schwenkbarkeit zu ermöglichen, ist der Schaft 50 an
der Schulterstütze 30 drehgelagert. Fig. 6 zeigt dazu in zwei perspektivischen Ansichten
ein dem Fuß oder Schaft 50 zugeordnetes, zu dessen Aufnahme vorgesehenes, an der Schulterstütze
30 befestigtes Drehlager 55 (Fig. 6a und Fig. 6b). In Fig. 7 ist hingegen die montierte,
von Fuß 50 einerseits und Drehlager 55 andererseits gebildete Einheit in zwei perspektivischen
Ansichten gezeigt (Fig. 7a und Fig. 7b). Des Weiteren ist der zur Anbringung an der
Schulterstütze 30 vorgesehene Fuß oder Schaft 50 einer Klemmeinheit 34 im in das Drehlager
55 eingebrachten Zustand in Fig. 8 in seitlicher Ansicht und in Fig. 9 im Schnitt
gezeigt. Die Ausgestaltung des einzelnen Komponenten wird nunmehr anhand der Fig.
5 bis 9 weiter erläutert.
[0053] Seitlich am Endbereich des Schafts 50 sind eine Anzahl von - im Ausführungsbeispiel
zwei - Drehzapfen 58 angeordnet, die in an der Schulterstütze 30 befestigten Lagerschalen
60 um eine in den Darstellungen gem. Fig. 8, 9 senkrecht zur Zeichenebene ausgerichtete
Drehachse 62 drehbar gelagert sind. Wie den Darstellungen gem. Fig. 6 und Fig. 7 sowie
der seitlichen Ansicht gem. Fig. 8 entnehmbar ist, ist die Lagerschale 60 dabei in
der Art eines Bogensegments ausgeführt, das den Drehzapfen 58 nicht vollständig, sondern
lediglich über eine gewisse Bogenlänge hinweg umgreift oder umschließt. Unter Berücksichtigung
der Elastizität des die Lagerschale bildenden Materials, vorzugsweise ein Kunststoff
oder Plastik, fixiert die Lagerschale 60 dabei zwar den Drehzapfen 58 im eingebrachten
Zustand, aber der Schaft 50 einschließlich seiner Drehzapfen 58 ist aus dem durch
die Lagerschale 60 gebildeten Lager entnehmbar. Damit ist ein besonders einfaches
Austauschen oder Auswechseln des Fußes oder Schafts 50 aus dem Lager ermöglicht.
[0054] Die Lagerschalen 60 und/oder Klemmeinheiten 34 sind wie bereits erwähnt besonders
bevorzugt aus Kunststoff oder einem Plastikmaterial gefertigt; alternativ kann bevorzugt
aber auch Metall als Basismaterial dafür gewählt sein. Das Auflageelement kann aber
auch als Holz gefertigt sein.
[0055] Wie den Darstellungen gem. Fig. 5 und auch der Schnittdarstellung in Fig. 9 entnehmbar
ist, ist der Schaft 50 in seinem eigentlichen Fußbereich in der Art eines Walzenkörpers
64 mit annähernd zylindrischem Querschnitt verdickt ausgeführt, wobei an diesen Walzenkörper
64 endseitig die beiden Drehzapfen 58 angeformt sind. Der Walzenkörper 64 ist wiederum
mit einem Endstück 66 versehen, das mit einem an der Schulterstütze 30 angebrachten
Stopper 68 zusammenwirkt und einen Anschlag für das Ausschwenken des Schafts 50 bildet.
Damit ist sichergestellt, dass die Klemmeinheit 34 beim Ausschwenken in eine definierte
Position gebracht wird und entsprechend angepasst mit der Bodenkante 12 der Violine
1 in Eingriff gebracht werden kann.
[0056] Das Endstück 66 ermöglicht dabei über die genannte Stopp-Funktion hinaus eine sehr
genaue Vorgabe und Differenzierung der Winkel des Schafts 50 im aufgeklappten Zustand.
Zum Beispiel beeinflusst nämlich, je nachdem wie lang das Ensemble aus Schaft 50 und
Gummifuß bemessen ist, wie stark sich die Hebelwirkung beim Aufklemmen am Instrument
auswirkt. Insbesondere sollten diese Komponenten genau so dimensioniert sein, dass
sie, je nachdem wie lang das Ensemble aus Schaft und Gummifuß bemessen ist, dessen
variierende Hebelwirkung beim Anklemmen an der Geige ausgleichen. Eine erhöhte Hebelwirkung
durch längeren Schaft und Gummifuß sollte z.B. kompensiert werden durch eine stärker
nach innen geneigte Position des Schafts 50. Dies wird wiederrum erreicht mittels
eines bei jeder Kippbein-Version individuell dimensionierten, in diesem Beispiel breiteren
Endstücks 66. Einem vergleichsweise langen Bein ist somit bevorzugt ein vergleichsweise
breites Endstück 66 und einem kurzen Bein ein enges Endstück 66 zugeordnet. Damit
ist im Endeffekt der Winkel im aufgeklappten Zustand im Schaftelement selbst integriert,
und nicht abhängig von der Stütze selbst.
[0057] Das Endstück 66 ist seinerseits mit einem in einer Nut 69 geführten O-Ring 70, vorzugsweise
aus Gummi, versehen. Dieser dämpft einerseits den Anschlag beim Kontakt des Endstücks
66 mit dem Stopper 68. Andererseits ist dadurch aber infolge der plastischen Verformbarkeit
des O-Rings 70 eine gewisse Elastizität der Verbindung und des Kontakts von Endstück
66 und Stopper 68 als solche gegeben. Wie sich völlig überraschend herausgestellt
hat, hat diese Ausführung einen außerordentlich positiven Einfluss auf die klangliche
Qualität des Ensembles insgesamt, also wenn die Schulterstütze mittels der Klemmeinheiten
34 an der Violine angebracht ist. Durch die Elastizität des O-Rings 70, über den der
mechanische Kontakt im Bereich des Anschlags hergestellt ist, ergeben sich in gewissem,
insbesondere mikroskopischem Umfang federnde Eigenschaften dieser Verbindung, die
sich auf die Klanggestaltung des Instruments sehr positiv auswirken.
[0058] Insbesondere in der ausschnittsweise vergrößerten Querschnittsdarstellung gem. Fig.
9b ist deutlich erkennbar, dass das Endstück 66 bei vollständig ausgeklapptem Schaft
50 in einem Kontaktbereich 71 direkt an den Stopper 68 anschlägt. Der in der Nut 69
gelagerte O-Ring 70 wird dabei im Rahmen seiner Elastizität entsprechend verformt.
Aus dieser Darstellung ist auch deutlich erkennbar, dass die Wahl der geeigneten Dicke
oder Schnurstärke des O-Rings 70 entscheidend ist für die genauen Eigenschaften des
Kontakts zwischen Endstück 66 und Stopper 68 im Kontaktbereich 70: falls die Schnurstärke
sehr groß gewählt würde, würde sich der O-Ring 70 im Rahmen seiner Elastizität so
weit verformen, bis er die vollständige Gegenkraft zur Fixierung des Schafts 50 aufnimmt;
zu einem direkten Kontakt zwischen Endstück 66 und Stopper 68 im Kontaktbereich 71
kommt es dann nicht. Falls andererseits die Schnurstärke sehr gering gewählt wäre,
befände sich der O-Ring 70 nahezu vollständig in der Nut 69, und es würde keine allzu
große Verformung auftreten, bis das Endstück im Kontaktbereich 71 direkt an den Stopper
68 anschlägt; dieser Fall entspricht einem weitgehend ungedämpften oder ungefederten
mechanischen Kontakt zwischen Endstück 66 und Stopper 68.
[0059] Der O-Ring 70 hat vorteilhafterweise primär die Funktion, beim Spielen der Geige
und entsprechender Bewegung im Haltesystem den Schlag-Ton zu dämpfen, der auftreten
kann, wenn das Endstück 66 an den Stopper 68 anschlägt. Vorteilhafterweise sind die
Komponenten dabei derart bemessen, dass das Endstück 66 unter Spannung den Stopper
68 im Kontaktbereich 71 berührt. Da es an dieser Stelle durch die kontaktbedingte
Übertragung von Schallwellen zu leichten Schall-Bewegungen kommen kann, ist es klanglich
zusätzlich positiv, dass der O-Ring 70 vorhanden ist. Überraschenderweise scheint
nämlich der Ton mit O-Ring "lebendiger" zu sein als ohne. Im Hinblick auf die oben
genannten Erwägungen ist vorteilhafterweise das Maß oder die Dimensionierung des O-Rings
70 im Hinblick auf die gewünschten Eigenschaften geeignet ausgewählt, wobei (bei zu
dickem Ring) ein Übermaß an "Resonanz" entstehen oder andererseits (bei zu dünnem
Ring) keine Dämpfung des Anstoßes mehr vorhanden sein könnte. Insbesondere ist die
Schnurstärke (SD) dabei vorteilhafterweise immer so gewählt, dass, wenn die Stütze
an die Geige geklemmt ist, der O-Ring 70 geringfügig derart zusammengedrückt wird,
dass das Endstück 66 und der Stopper 68 einander berühren. Ein grö-βerer Überstand
bedingt dabei ein weicheres Material (niedrigerer Kompressions-Widerstand), und ein
kleinerer Überstand ein härteres.
[0060] Vorteilhafterweise wird ein O-Ring 70 mit einer Schnurstärke (SD) zwischen 0,5 und
3mm, bevorzugt 0,7 bis 1,5 mm und besonders bevorzugt zwischen 0,8 und 1,2mm eingesetzt.
Die Kompression der Schnurstärke (SD) sollte dabei zwischen (minimal) 10% und (maximal)
60%, bevorzugt 20-50%, besonders bevorzugt 30-40% liegen.
[0061] Im Sinne einer flexiblen Anpassbarkeit des durch die Klemmeinheiten 34 gebildeten
Haltesystems an die individuelle Geometrie der Violine 1 ist unter anderem auch eine
gewisse Einstellbarkeit der lichten Weite der Halteklammern 52 zueinander bei ausgeklappten
Klemmeinheiten 34 wünschenswert. Damit soll die lichte Weite zwischen den Halteklammern
52 so gewählt werden können, dass möglichst ein zuverlässiger Eingriff der Halteklammern
52 in die umlaufende Bodenkante 12 unter Aufbringung einer gewissen, aber nicht zu
großen Vorspannung der Komponenten möglich ist. Um dementsprechend die lichte Weite
der Halteklammern 52 modifizieren zu können, ist der Schaft 50 der jeweiligen Klemmeinheit
34 azentrisch oder außermittig in dem Sinne geführt, dass die Mittelachse 72 des Schafts
50 im vollständig ausgeklappten Zustand die Drehachse 62 nicht schneidet, sondern
um einen Versatz V beabstandet an dieser vorbeiführt. Auf diese Weise ist eine Modifikation
der lichten Weite der Halteklammern 52 auf besonders einfache Weise möglich, indem
einfach ein Austausch der Schaftelemente und ein Ersatz durch einen alternativen Schaft
mit anderem Versatz V erfolgt.
[0062] Vorteilhafterweise werden daher die Schaftelemente in der Art eines Satzes, umfassend
eine Mehrzahl von Schaftelementen mit jeweils unterschiedlichem Versatz V, bereitgestellt.
Ein solcher Satz an Schaftelementen ist jeweils in Fig. 10 und Fig. 11 dargestellt,
wobei die beiden Sätze sich voneinander durch die Länge des eigentlichen Schafts 50
unterscheiden. Sowohl der Satz gem. Fig. 10 als auch der Satz gem. Fig. 11 umfassen
aber jeweils einen Fuß oder Schaft 50 mit vergleichsweise kleinem Versatz V (links
dargestellt), einen mit mittlerem Versatz V (in der Mitte dargestellt) und einen mit
vergleichsweise großem Versatz V (rechts dargestellt).
[0063] Die Veränderung der lichten Weite zwischen zwei Halteklammern 52 im aufgeklappten
Zustand ist dabei durch Austausch des jeweiligen Schaftelements leicht erreichbar.
Zudem sind die Komponenten aber auch noch derart symmetrisch ausgeführt, dass jeder
Schaft 50 zusätzlich zu einer ersten Ausgangsposition auch noch in einer zweiten,
um seine Mittelachse 72 um 180° rotierten Orientierung montiert werden kann. Damit
wird die Position der Mittelachse, ausgehend von dem ursprünglichen Versatz von +V,
auf den neuen Versatz von -V verschoben. Ein solcher Austausch ist schematisch in
der Sequenz von Darstellungen gem. Fig. 12 gezeigt.
[0064] In Fig. 12a ist dabei erkennbar, wie die Klemmeinheit 34 ausgehend von der voll ausgeklappten
Position in eine Entnahmeposition geschwenkt wird, wobei der Drehzapfen 58 sich entsprechend
in der Lagerschale 60 dreht. Die Schwenkbewegung ist in Fig. 12a durch den Pfeil 74
angedeutet. In der durch das Schwenken erreichten Entnahmeposition erlauben sodann
die Bauteile aufgrund ihrer Formgebung die Entnahme der Klemmeinheit 34 aus der Lagerschale
60, wie dies durch den Pfeil 76 angedeutet ist. Wichtig für die Entnahmemöglichkeit
ist dabei insbesondere die Formgebung der Lagerschale 60, nämlich deren lediglich
als Bogensegment oder Bogenstück ausgestaltete Ausführung.
[0065] Nach der Entnahme kann, wie dies in Fig. 12c durch den Pfeil 78 angedeutet ist, die
Klemmeinheit 34 um einen Winkel von 180° um die Mittelachse 72 des Schafts 50 herum
gedreht und anschließend, entsprechend der Darstellung in Fig. 12d, in der durch den
Pfeil 80 symbolisierten Richtung wieder in die Lagerschale 60 eingebracht werden.
Anschließend wird die Klemmeinheit 34 wieder ausgeklappt, wie dies durch den Pfeil
82 in Fig. 12e symbolisiert ist. Des Weiteren weist die Halteklammer 52 nun zunächst
noch in Folge des Umdrehens in die "falsche" Richtung, nämlich mit ihrer Eingriffsseite
nach außen hin. Um dies zu korrigieren, ist noch eine weitere Drehung der Halteklammer
52 um 180° durch Drehung des Gewindeschafts 54 im Innengewinde des Schafts 50 vorgesehen,
wie dies durch den Pfeil 84 in Fig. 12e symbolisiert ist.
[0066] Das Ergebnis einer solchen Modifikation, bei der beide Klemmeinheiten 34 entsprechend
gedreht wurden, ist beispielhaft in Fig. 13 gezeigt. In Fig. 13a ist dabei der ursprüngliche
Zustand gezeigt, bei dem die Schäfte 50 beider Klemmeinheiten 34 mit ihrem Versatz
V nach außen hin in der jeweiligen Lagerschale 60 montiert sind, so dass sich die
lichte Weite W zwischen den Halteklammern 52 ergibt. In Fig. 13b ist demgegenüber
die Konfiguration gezeigt, nachdem beide Haltelemente 34 in ihrer jeweiligen Lagerschale
60 nach der in Fig. 12 gezeigten Abfolge um jeweils 180° gedreht wurden. In dieser
Konfiguration sind sie nunmehr bezüglich der jeweiligen Mittelachse 72 nach innen
hin versetzt, so dass sich für die Halteklammern 52 eine neue lichte Weite von W'=
W - 4V ergibt (für jede Halteklammer 52 ändert sich die Position von +V auf -V, also
insgesamt um 2V).
[0067] Durch die Kombination dieser Ausgestaltungsmerkmale ist ein Haltesystem für die Anbringung
der Schulterstütze 30 an der Violine 1 gegeben, mit dem mühelos und ohne nennenswerten
Aufwand auch über große Parameterbereiche hinweg eine individualisierte Anpassung
der Schulterstütze an die Violine 1 und auch an die individuellen Erfordernisse des
Spielers möglich ist. Die lichte Weite W kann, gerade bei Rückgriff auf einen ganzen
Satz der Schaftelemente, mühelos nach der beschriebenen Methode eingestellt werden,
und auch die Höhe oder der Anstand der jeweiligen Halteklammer 52 vom Auflageelement
32 kann durch Ein- oder Ausdrehen des Gewindeschafts 54 im Innengewinde des Fußes
oder Schafts 50 auf besonders einfache Weise variiert werden.
[0068] Hinsichtlich der Materialwahl sind zwei Ausführungsformen besonders bevorzugt, nämlich
einerseits eine Ausführung mit 3 Teilen aus Kunststoff, 2 Klemmeinheiten mit Auflageelement
mit integrierter Lagerschalen, oder andererseits mit 5 Teilen aus Kunststoff/Holz,
2 Klemmeinheiten und Lagerschalen aus Kunststoff, Lagerschalen montiert auf Auflageelement
aus Holz.
Bezugszeichenliste
[0069]
- 1
- Violine
- 2
- Korpus
- 4
- Hals
- 6
- Wirbel
- 8
- Schnecke
- 10
- Korpusboden
- 12
- Bodenkante
- 14
- halsseitige Enden
- 16, 18
- Endblock
- 20, 22
- Außenblock
- 24
- Wölbung
- 26
- Zarge
- 30
- Schulterstütze
- 32
- Auflageelement
- 34
- Klemmeinheit
- 40
- Löcher
- 50
- Schaft
- 52
- Halteklammer
- 54
- Gewindeschaft
- 55
- Drehlager
- 56
- Kontaktfläche
- 58
- Drehzapfen
- 60
- Lagerschale
- 62
- Drehachse
- 64
- Walzenkörper
- 66
- Endstück
- 68
- Stopper
- 69
- Nut
- 70
- O-Ring
- 71
- Kontaktbereich
- 72
- Mittelachse
- 74, 76, 78 80, 82, 84
- Pfeil
- V
- Versatz
- W
- lichte Weite