[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Auftragen von Auftragsmedien, insbesondere
von Stärke oder Leimsuspension, auf eine bewegte Papier- bzw. Kartonbahn nach dem
Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Bei der Herstellung von Verpackungspapieren und Karton werden zunehmend Altpapierfasern
eingesetzt. So wird Testliner (TL) und Wellenstoff (CM) in der EU überwiegend aus
Altpapierfasern hergestellt. Aufgrund eines hohen Anteils an Sekundärfasern nehmen
die Festigkeitseigenschaften der Verpackungspapiere ab. Die Verwendung von Stärke
kann bei der Papierherstellung den Verlust an Festigkeit kompensieren. Die Stärke
wird gewöhnlich entweder direkt in die Faserstoffsuspension zugegeben oder auf die
nasse Bahn in der Siebpartie aufgesprüht. Weiterhin kann die Stärke unmittelbar nach
der Vortrockengruppe mit Hilfe berührender oder berührungsloser Auftragsverfahren
auf die Papierbahn aufgetragen werden.
[0003] Zum Auftragen der Stärke auf Verpackungspapiere und Karton werden Sumpfpressen eingesetzt,
wie sie zum Beispiel im Taschenbuch der Papiertechnik - 2. Auflage im Kapitel 10,
Unterkapitel 10.7.2 "Erzeugen von Papier" beschrieben werden. Die überwiegende Anzahl
der Sumpfpressen ist mit zwei Auftragswalzen ausgerüstet. Die Auftragswalzen werden
nach dem Stand der Technik in einem Winkel von 0° bis 15° zueinander angeordnet. Im
Betrieb schließen sich die Auftragswalzen und bilden gemeinsam mit der durchlaufenden
Papierbahn einen Nip. Die Stärke oder die Leimflotte wird über sogenannte Leimrohre
dem Nip zugeführt. Zwischen jeder Auftragswalze und der Papierbahn bildet sich ein
Sumpf. Die Stärke oder der Leim dringen in das Papier ein, während die Papierbahn
durch den Sumpf und durch den Nip geführt wird. Das Auftragsgewicht der Stärke bzw.
des Leims wird hauptsächlich durch die Flüssigkeitshöhe im Sumpf, die Verweilzeit,
durch die Konzentration der Flotte und durch den Anpressdruck im Walzennip bestimmt.
Die Temperatur und die Viskosität der Flotte sowie die Porosität des Papieres haben
ebenfalls einen Einfluss auf das Penetrationsverhalten und somit auf das Auftragsgewicht.
[0004] Die Temperatur der Stärke liegt üblicherweise zwischen 50°C und 80°C. Der typische
Feststoffgehalt der Stärke in einer Sumpfpresse liegt zwischen 5 % und 12 % bei einem
Auftragsgewicht von 0,8 bis 5,5 g/m
2 pro Seite. Die Linienkräfte zwischen den Auftragswalzen variieren zwischen 40 und
100 kN/m. Um eine hohe Penetration zu erreichen, werden die Sumpfpressen im oberen
Linienkräftebereich zwischen 80 und 100 kN/m betrieben. Der Einsatz von harten Walzenbezügen
zwischen 1 und 15 Pusey & Jones (P&J) ermöglicht diese hohen Anpressdrücke im Nip.
Harte Walzenbezüge werden dementsprechend bei den Sumpfpressen bevorzugt. Gegenüber
Filmpressen haben Sumpfpressen den Vorteil der hohen Stärkepenetration in das Papier.
[0005] Durch den niedrigen Feststoffgehalt der Stärke aber haben Sumpfpressen einen hohen
Energieverbrauch. Daraus resultiert eine schlechtere Wirtschaftlichkeit als beispielsweise
bei Filmpressen. Der Papierhersteller steht also immer vor der Herausforderung, das
wirtschaftlich beste Verfahren einzusetzen. Auf Anlagen, auf denen Testliner und Wellenstoff
gemeinsam hergestellt werden, werden deshalb oft kombinierte Film-/Sumpfpressen eingesetzt
und je nach Papiersorte entsprechend betrieben.
[0006] Für die technologische und wirtschaftliche Verbesserung der Filmpressen wurden neue
berührungslose Vorrichtungen und Verfahren zum Auftragen der Stärke mittels eines
Vorhangauftragswerkes (Curtain Sizer) entwickelt, wie beispielsweise in
DE 20 2019 106 814 U1 und
WO 2020/020626 A1 beschrieben. Danach erfolgt die Dosierung des Auftragsgewichts über eine Volumenstromregelung
an den Auftragsdüsen selbst. Der Curtain Sizer hat den entscheidenden Vorteil gegenüber
den Filmpressen, dass die Stärke mit einem sehr hohen Feststoffgehalt von bis zu 25
% und mehr aufgetragen werden kann.
[0007] Neben Vorteilen hat der Curtain Sizer auch technologische Grenzen. Er ist limitiert,
was niedrige Viskositäten der Stärke angeht. Bei Viskositäten unter 30 mPa.s (bei
Feststoffgehalten unter 10 %) wird ein dünner Flüssigkeitsfilm der Stärke beim Auftreffen
auf die Auftragswalze instabil, was eine gleichmäßige Verteilung des Stärkeauftrages
stört. Das Aufbringen eines gleichmäßigen dünnen Films, wie er im Filmpressenbetrieb
erforderlich ist, ist so nicht mehr möglich. Geringe Viskositäten mit niedrigen Stärkegehalten
sind aber erforderlich, um hohe Pentrationen der Stärke in das Papier zu erreichen.
Wie bereits beschrieben wurde, ist es in diesen Fällen besser, die Stärke über einen
Sumpf zuzuführen als über einen Film.
[0008] Beide Auftragsverfahren, sowohl der Sumpfauftrag als auch der Filmauftrag, haben
als verschiedene Auftragsaggregate ihre eigenen Betriebsfenster mit unterschiedlichen
Limitierungen. So ist es sinnvoll, den Sumpfauftrag bei niedriger Viskosität (unter
20-30 mPa.s) bzw. bei niedrigen Feststoffgehalten (unter 10 %) einzusetzen und den
Filmauftrag bei höherer Viskosität (über 30 mPa·s) und höheren Feststoffgehalten (über
10 %). Am Beispiel der Papiersorten Testliner (TL) und Wellenstoff (CM) wird der Stand
der Technik nachfolgend beschrieben.
[0009] Bei Testliner und bei Wellenstoff handelt es sich um Papier mit einem Flächengewicht
im Bereich von 70 bis 200 g/m
2 aus einem Rohstoff, der zu 100 % aus Altpapierfasern besteht. Der Wellenstoff wird
für die mittlere Lage als Welle bei der Herstellung der Wellpappe verwendet, der Testliner
(TL) für die Decklage. Bei Wellenstoff (CM) werden qualitativ hochwertigere Altpapierfasern
verwendet als beim Testliner (TL).
[0010] Aufgrund unterschiedlicher Anwendung des Testliners und des Wellenstoffs werden unterschiedliche
Anforderungen an die Eigenschaften dieser Produkte gestellt. Bei Testliner sind die
Oberflächenglätte und deren Hydrophobierung sowie die Festigkeitseigenschaften wie
der Ringstauchwiderstand RCT, der Streifenstauchwiderstand SCT und die Berst-Festigkeit
wichtig. Beim Wellenstoff sind die Oberflächenglätte und deren Hydrophobierung unwichtig,
dafür haben aber die Festigkeitseigenschaften wie die Berst-Festigkeit, der Streifenstauchwiderstand
SCT und insbesondere der Flachstauchwiderstand CMT eine große Bedeutung.
[0011] Aufgrund der erwähnten Qualitätsanforderungen gibt es unterschiedliche Ziele bei
der Oberflächenbehandlung von beiden Produkten mit Stärke und mit Leim. Während beim
Wellenstoff eine maximale Penetration der Stärke ins Papier erforderlich ist, steht
eine Oberflächenbehandlung mit Stärke und mit Leim beim Testliner im Vordergrund.
[0012] Während beim Wellenstoff zur Erfüllung der Qualitätseigenschaften eine möglichst
hohe Penetration der Stärke erforderlich ist, wird eine Fixierung der Stärke auf der
Oberfläche beim Testliner angestrebt (vgl. Kießler, B.: Verbesserung der Papierfestigkeiten
und der Prozesssicherheit bei der Oberflächenbehandlung von Wellpappenrohpapieren
durch spezifischen Stärkeaufschluss. PTS-Forschungsbericht IW 050275, Heidenau, 2006).
Dementsprechend werden die Stärkelösungen für diese zwei Anwendungen unterschiedlich
so aufbereitet, dass eine gezielte Steuerung der Penetrationstiefe in das Papier möglich
ist.
[0013] Da eine tiefe Penetration der Stärke beim Testliner nicht erforderlich ist, haben
die Stärkelösungen beim Testliner eine höhere Viskosität und dementsprechend eine
höhere Konzentration (13-15 %) als bei der Stärke für Wellenstoff (5-12%). Aus wirtschaftlichen
Gründen ist dies sinnvoll, da bei einem höheren Feststoffgehalt weniger Energie zum
Trocknen des Papieres verbraucht wird. Das Ziel der Papierhersteller ist hier eine
weitere Erhöhung der Stärkekonzentration. Die Beschränkung der Konzentration bei Filmpressen
auf ca. 15 % war einer der Hauptgründe für die Entwicklung eines Curtain Sizers für
die Beschichtung von Karton. Die Papierhersteller stehen daher vor der Herausforderung,
ihre bestehenden Anlagen mit zusätzlichen Beschichtungsaggregaten nachzurüsten.
[0014] Sumpfpresse und Curtain Sizer sind zwei eigenständige Aggregate, die in der Anlage
hintereinander angeordnet werden müssen, wie die Bladecoater auf einer Streichmaschine.
In der Regel verlangt eine Installation von weiteren Auftragswerken eine Verlängerung
der Papiermaschine. Hier müssen Kompromisse im Maschinenbau und im Produktionsprozess
gemacht werden, die häufig zu Lasten der Papierqualität gehen.
[0015] Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine Vorrichtung zum Auftragen von Auftragsmedien,
insbesondere Stärke oder Leim bei Verpackungspapieren und Karton, insbesondere Wellenstoff
(CM) und Testliner (TL), zu schaffen, die die erzielbare Papier-/Kartonqualität verbessert,
und zwar insbesondere bei einer stabilen Produktion.
[0016] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
[0017] Hierdurch wird eine Vorrichtung zum Auftragen von Auftragsmedien mittels mindestens
eines Vorhangauftragswerkes mit einer Vorhangauftragsdüse zum Aufbringen des Auftragsmediums
auf eine Auftragswalze geschaffen, dass die beiden Betriebsarten eines Filmbetriebs
und eines Sumpfbetriebs kombiniert. Das erfindungsgemäße Vorhangauftragswerk ist alternativ
als Filmpresse oder als Sumpfpresse betreibbar und bildet somit ein Kombiaggregat.
[0018] Durch die Bereitstellung eines Vorhangauftragswerkes, insbesondere eines Curtain
Sizers, mit der erfindungsgemäßen Spaltverstellung des Auslaufspaits der Vorhangauftragsdüse
wird eine Auftragsvorrichtung geschaffen, die von der Ausgestaltung bekannter Vorhangauftragswerke
abweicht. Die Spaltverstellung auf 500 µm bis 2,0 mm führt zu hohen Vorhanggewichten,
deren Vorhangstabilisierung wegen der Bildung eines Flüssigkeitssumpfes oberhalb eines
Walzennips die Streichqualität allerdings nicht mehr direkt bestimmt. Kapillarkräfte
während der Verweilzeit im Sumpf und der hydraulische Druck beim Durchgang durch den
Nip lassen das Auftragsmedium in die Bahn eindringen. Der Flüssigkeitsstand im Sumpf,
auf den erfindungsgemäß über die Spaltverstellung Einfluss genommen wird, ist mitbestimmend
für die Aufnahme an Auftragsmedium und damit für die Papier-/ Kartonqualität.
[0019] Eine einfache Umrüstung von bestehenden Sumpfpressen auf eine erfindungsgemäße Vorrichtung
mit mindestens einem erfindungsgemäßen Auftragswerk ist mit geringem Aufwand möglich.
Zudem ist die Umstellung des Beschichtungsverfahrens von einer Filmbeschichtung auf
einen Sumpfbetrieb ohne Abstellen der Papiermaschine möglich. Der Nachteil, dass bestehende
Papier- und Kartonmaschinen häufig nur eine geringe Flexibilität zum Nachrüsten mit
zusätzlichen Aggregaten haben, da dieser Platz nicht vorgesehen war, entfällt damit.
[0020] Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sind der nachfolgenden Beschreibung und den
Unteransprüchen zu entnehmen.
[0021] Die Erfindung wird nachstehend anhand der in den beigefügten Abbildungen dargestellten
Ausführungsbeispiele näher erläutert.
Fig. 1 zeigt schematisch einen Querschnitt einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zum
Auftragen von Auftragsmedien in einem Filmbetrieb,
Fig. 2 zeigt schematisch einen Querschnitt einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zum
Auftragen von Auftragsmedien in einem Sumpfbetrieb,
Fig. 3 zeigt schematisch einen Querschnitt einer Vorhangauftragsdüse eines erfindungsgemäßen
Vorhangauftragswerkes mit einer Spaltverstellung über eine Exzenterwelle,
Fig. 4 zeigt schematisch einen Querschnitt einer Vorhangauftragsdüse eines erfindungsgemäßen
Vorhangauftragswerkes mit einer Spaltverstellung über einen Linearaktuator.
[0022] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Auftragen von Auftragsmedien, insbesondere
Stärke oder Leim, auf eine bewegte Papier- und Kartonbahn 11, insbesondere Testliner
oder Wellenstoff. Die Vorrichtung umfasst mindestens ein Vorhangauftragswerk 2.1,
2.2 mit einer Vorhangauftragsdüse zum Aufbringen des Auftragsmediums in Form eines
Vorhangs 4.1, 4.2 auf mindestens eine Auftragswalze 6, 7. Die eine Auftragswalze 6
bildet mit der zweiten Walze 7, die bei einem beidseitigen Auftragen auch als Auftragswalze
ausgebildet ist, einen Behandlungsnip bzw. Walzennip 15, in dem das Auftragsmedium
von der Auftragswalze 6, 7 auf die jeweilige Seite der Papier- und Kartonbahn 11 übertragen
wird. Die Vorhangauftragsdüse des jeweiligen Vorhangauftragswerks 2.1, 2.2 weist ferner
eine Spaltverstellung 3.1, 3.2 zur Einstellung des Auslaufspaltes 14.1, 14.2 der Vorhangauftragsdüse
auf.
[0023] Der mindestens einen Vorhangauftragsdüse sind unterschiedlich aufbereitete Auftragsmedien
zuführbar. Ferner ist durch die Spaltverstellung 3.1, 3.2 des Auslaufspaltes 14.1,
14.2 auf 100 µm bis 500 µm für einen Filmbetrieb und auf 500 µm bis 2,0 mm für einen
Sumpfbetrieb das mindestens eine Vorhangauftragswerk 2.1, 2.2 in unterschiedlichen
Betriebsarten betreibbar ausgebildet.
[0024] Für die technische Umsetzung der Erfindung ist vorzugsweise der Einsatz eines Vorhangauftragswerkes
2.1, 2.2 in Verbindung mit Auftragswalzen 5, 6 vorgesehen, wobei mindestens eine Auftragswalze
7 als eine biegegesteuerte Walze ausgeführt sein kann. Diese Walzen sind zum Beispiel
unter dem Namen S-Walze, MHV-Walze oder NIPCO-Walze bekannt.
[0025] Die Walzen 6, 7 zur Bildung des Walzennips 15 können mit harten Beschichtungen versehen
sein, beispielsweise Keramik, Chrom, können aber auch mit harten Bezügen aus Polymer
ausgestattet sein. Die Härte der Oberflächen liegt dabei bei weniger als 30 Pusey
& Jones, vorzugsweise weniger als 15 P&J. Die Auftragswalzen 6, 7 können temperiert
sein.
[0026] Fig. 1 zeigt ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Vorrichtung in der Betriebsart
Filmbetrieb. Der Filmbetrieb ist ein Auftragssystem, das einen exakten Film vordosiert,
der im Walzenspalt 15 ohne Sumpf auf die Bahn 11 übertragen wird. Der Filmbetrieb
des Vorhangauftragswerkes 2.1, 2.2 erlaubt, einen sehr hohen Feststoffgehalt der Stärke
aufzutragen. Mit dem Bezugszeichen 12 ist eine mögliche seitliche Wegleitung für Überschuss
an Auftragsmedium angegeben.
[0027] Die Laufrichtung einer Bahn ist von oben nach unten und wird mit einem Pfeil gekennzeichnet.
Es handelt sich dabei beispielsweise um die Beschichtung eines Testliners (TL). Der
Feststoffgehalt der Stärke ist relativ hoch und beträgt 15 %. Der Volumenstrom für
die Beschichtung ist dementsprechend relativ gering. Ein Reinigungsschaber 9.1, 9.2
ist an der Auftragswalze 6, 7 angelegt und befindet sich in der Betriebsposition.
Mit dem Reinigungsschaber 9.1, 9.2 wird die Auftragswalze 6, 7 während der Produktion
permanent gereinigt. Spritzwasser- bzw. Wasserdampfdüsen 10.1, 10.2 für die Reinigung
der Auftragswalzen 6, 7 können vorgesehen sein. Fasern und Stärkepartikel, die an
der Walzenoberfläche haften, werden mit dem Reinigungsschaber von der Walze 6, 7 entfernt.
Eine Auffangwanne 8.1, 8.2 verhindert das Tropfen des Wassers auf die laufende Papierbahn
11.
[0028] Die Vorhangauftragsdüse des Vorhangauftragswerkes 2.1, 2.2 lässt sich hydraulisch
oder motorisch bewegen. Dafür kann eine Schwenkbewegung der gesamten Einheit vorgesehen
sein. Im Falle einer Unterbrechung der Produktion wegen einer Störung oder wegen eines
Bahnabrisses kann die Düse und die gesamte Einheit des Vorhangauftragswerkes 2.1,
2.2 in eine Vorbereitungsposition bewegt werden. In der Vorbereitungsposition fließt
die Stärke vorzugsweise in eine Vorbereitungswanne 5.1, 5.2 und wird von dort in die
Arbeitsstation zurückgeführt.
[0029] Im Betriebsmodus ist die Vorhangauftragsdüse des Vorhangauftragswerkes 2.1, 2.2 so
positioniert, dass sich beispielsweise der Auftreffpunkt des Vorhangs 4.1, 4.2 auf
der Achse der Auftragswalze 6, 7 befindet. Dabei beträgt der Winkel α zwischen Null
und 45°. Diese Position der Vorhangauftragsdüse wird vorzugsweise so gewählt, dass
der Abstand von der Luftgrenzschichtabsaugung zum Vorhang minimal ist. Das verhindert
störende Einflüsse der Grenzschichtluftströmung entlang der bewegten Walzenoberfläche
auf den Vorhang. In dieser Position ist es möglich, einen stabilen Vorhang ohne Fersenbildung
und ohne unerwünschte Rückströmung auf der bewegten Walze 6, 7 zu erzeugen. Unterhalb
einer Positionierung von α ca. 45° wird der dünne Vorhang durch die Grenzschichtluftströmung
gestört und eine gleichmäßige Anlage an die Walzenoberfläche ist nicht mehr möglich.
[0030] Die Auftragswalzen 6, 7 werden vorzugsweise mit einem Winkel von 0° bis 15° zueinander
angeordnet. Das Auftragsmedium kann beidseitig mit einem Vorhang 4.1, 4.2 zuerst auf
die Auftragswalzen 6, 7 aufgetragen werden. Zur Bildung eines Vorhangs 4.1, 4.2 wird
eine Düse mit einem Auslaufspalt 14.1, 14.2 von 100 - 500 µm eingesetzt.
[0031] Bei dem Auftragsmedium kann es sich um Stärke, Leim oder ein Gemisch dieser Medien
handeln. Das Auftragsmedium wird dann im Nip 15 zwischen den Auftragswalzen 6, 7 auf
die Papier- bzw. Kartonbahn 11 übertragen.
[0032] Der jeweilige Vorhang 4.1, 4.2 kann eine Vorhanghöhe im Bereich von 50 bis 300 mm
zwischen dem Auftreffpunkt auf der Auftragswalze 6, 7 und dem Düsenaustritt aufweisen.
[0033] Wie Fig. 2 zeigt, kann im Betriebsmodus einer Sumpfpresse das Auftragsmedium, insbesondere
die Stärke oder die Leimflotte, über die Düse zuerst auf die Auftragswalze aufgetragen
oder direkt in einen Sumpf 13 geführt sein. Mittels einer Linearführung 1.1, 1.2 kann
beispielsweise die Vorhangauftragsdüse positioniert werden.
[0034] Da die Stärkekonzentration bei einem Sumpfbetrieb deutlich geringer ist, d.h. das
Auftragsmedium ist unterschiedlich zum vorstehend beschriebenen Filmbetrieb aufbereitet,
sind die Volumenströme hier dementsprechend höher. Hinzu kommt, dass der Sumpfbetrieb
einen zusätzlich höheren Volumenstrom erfordert, um eine bestimmte Sumpfhöhe zu gewährleisten.
So kann beispielsweise der Volumenstrom im Sumpfbetrieb um den Faktor 2 bis 3 höher
sein als im Betriebsmodus eines Curtain Sizers (Filmbetrieb). Bei einem hohen Volumenstrom
in Kombination mit einem kleinen Auslaufspalt der Düse würden die Austrittsgeschwindigkeiten
der Stärke aus dem Düsenspalt 14.1, 14.2 sehr hoch sein. Die hohen Austrittsgeschwindigkeiten
könnten bei Aufprall der Stärke auf die Auftragswalze 6, 7 oder den Sumpf 13 spritzen
und Turbulenzen verursachen. Dadurch könnte der Beschichtungsvorgang gestört sein.
[0035] Um die Austrittsgeschwindigkeiten aus der Düse zu reduzieren, wird erfindungsgemäß
der Auslaufspalt 14.1, 14.2 an den Volumenstrom angepasst. Der Auslaufspalt 14.1,
14.2 der Düse für den Sumpfbetrieb wird größer gewählt als bei dem Vorhangbetrieb
für einen Filmbetrieb. Ein Auslaufspalt 14.1, 14.2 von 0,5 bis 2,0 mm hat sich erfindungsgemäß
für den Sumpfbetrieb als optimal erwiesen. Um den Auslaufspalt 14.1, 14.2 zu korrigieren
bzw. einzustellen, ist eine Spaltverstellung 3.1, 3.2, vorzugsweise an der Düsenlippe,
vorgesehen.
[0036] Die Düse des Vorhangauftragswerkes 2.1, 2.2 wird beim Sumpfbetrieb so positioniert,
dass der Winkel α für den Auftreffpunkt des Vorhangs 4.1, 4.2 auf die Auftragswalze
6, 7 oder den Sumpf 13 im Bereich zwischen 30° und 90° liegt, vorzugsweise zwischen
45° und 60°.
[0037] Eine Reinigung der Auftragswalze 6, 7 ist im Sumpfbetriebsmodus vorzugsweise nicht
erforderlich, da die Walze 6, 7 durch die Strömung der Stärke im Sumpf 13 gereinigt
wird. Der Reinigungsschaber 9.1, 9.2 wird abgeschwenkt.
[0038] Meistens werden Wellenstoff (CM) und Testliner (TL) auf derselben Papiermaschine
hergestellt. Dabei erfolgt die Umstellung der Sorten oft ohne Abstellen der Papiermaschine.
Bei einem störungsfreien Wechsel des Betriebsmodus von Filmbetrieb auf Sumpfbetrieb
kann sich die Vorhangdüse des Vorhangauftragswerkes 2.1, 2.2 und die gesamte Einheit
in Richtung Nip 15 bewegen.
[0039] Angenommen, es wird auf der Papiermaschine die Produktion von Testliner (TL) auf
Wellenstoff (CM), während der laufenden Produktion, umgestellt. Der Ablauf wäre dann
folgendermaßen:
Beim Übergang in den Betriebsmodus einer Sumpfpresse wird die Stärke weiterhin über
die Vorhangdüse auf die Auftragswalze 6, 7 aufgetragen. Der Sumpfbetrieb erfordert
einen zusätzlich höheren Volumenstrom, um eine bestimmte Sumpfhöhe einzustellen. Der
Auslaufspalt 4.1, 4.2 der Düse wird erfindungsgemäß für den Sumpfbetrieb vergrößert,
um die Austrittsgeschwindigkeit an einen höheren Volumenstrom anzupassen. Der Auslaufspalt
4.1, 4.2 der Düse wird deshalb von beispielsweise 350 µm auf ca.1 mm verstellt, um
das Auftragsaggregat auf den Sumpfbetriebsmodus umzustellen. Die Verstellung des Auslaufspaltes
4.1, 4.2 kann manuell, automatisch (motorisch oder hydraulisch) realisiert werden.
[0040] Beim Einsatz von Profilierungswalzen ist es erfindungsgemäß auch möglich, die Anlage
im reinen Kalandermodus zu betreiben. Dazu wäre die harte Auftragswalze 6 so auszurüsten,
dass höhere Oberflächentemperaturen einstellbar sind (Thermo walze)
[0041] Die Abb. 3 und Abb. 4 zeigen beispielsweise unterschiedliche Ausführungsformen der
Spaltjustierung 3.1, 3.2 an der Auslaufdüse. In Abb. 3 ist eine Spaltverstellung 3.1,
3.2 über eine Verstelleinrichtung dargestellt, die an der Düsenlippe angreift. Die
Verstelleinrichtung kann beispielsweise eine Exzenterwelle, ein Stößel oder ein Keil
sein. Die Verstelleinrichtung kann elektrisch und/oder mechanisch betätigbar sein.
Ebenso könnte der Düsenspalt zum Beispiel mit der Hilfe von Linearaktuatoren 3.3 verstellt
werden. Die Position der mindestens einen Vorhangauftragsdüse zur Auftragswalze ist
derart veränderbar, dass dabei eine Vorhanghöhe in den unterschiedlichen Betriebsarten
im Wesentlichen gleich bleibt.
[0042] Die Linienkraft im Walzennip 15 kann zwischen 20 kN/m und 200 kN/m, vorzugsweise
zwischen 80 kN/m und 120 kN/m, liegen. Die Papier- oder Kartonbahngeschwindigkeit
kann zwischen 250 m/min und 2000 m/min, vorzugsweise zwischen 600 m/min und 1800 m/min,
liegen. Der Trockengehalt der Papier- oder Kartonbahn 11 kann bei mehr als 90 %, insbesondere
zwischen 92 % und 98 %, gewählt sein. Stärke als Auftragsmedium kann mit einem spezifischen
Volumenstrom zwischen 15 l/(min*m) und 150 l/(min*m) beim Sumpfbetrieb und zwischen
5 l/(min*m) und 50 l/(min*m) beim Filmbetrieb vorgesehen sein. Stärke als Auftragsmedium
kann mit einem Feststoffgehalt zwischen 5 % und 10 % beim Sumpfbetrieb und zwischen
10 % und 25 % beim Filmbetrieb vorgesehen sein. Die Viskosität von Stärke als Auftragsmedium
kann zwischen 20 mPas und 200 mPas gewählt sein. Die Temperaturen von Stärke als Auftragsmedium
können zwischen 50°C und 110°C, vorzugsweise zwischen 70°C und 100 °C, gewählt sein.
1. Vorrichtung zum Auftragen von Auftragsmedien, insbesondere Stärke oder Leim, auf eine
bewegte Papier- und Kartonbahn (11), insbesondere Testliner oder Wellenstoff, mittels
mindestens eines Vorhangauftragswerkes (2.1, 2.2) mit einer Vorhangauftragsdüse zum
Aufbringen des Auftragsmediums auf eine Auftragswalze (6, 7), die mit einer zweiten
Walze (6, 7) einen Behandlungsnip (15) bildet, in dem das Auftragsmedium von der Auftragswalze
(6, 7) auf die jeweilige Seite der Papier- und Kartonbahn (11) übertragen wird, und
die Vorhangauftragsdüse eine Spaltverstellung (3.1, 3.2) zur Einstellung des Auslaufspaltes
(14.1, 14.2) aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass der mindestens einen Vorhangauftragsdüse unterschiedlich aufbereitete Auftragsmedien
zuführbar sind, und eine Spaltverstellung (3.1, 3.2) des Auslaufspalts (14.1, 14.2)
der Vorhangauftragsdüse auf 100 µm bis 500 µm für einen Filmbetrieb und auf 500 µm
bis 2,0 mm für einen Sumpfbetrieb das mindestens eine Vorhangauftragswerk (2.1, 2.2)
in diesen unterschiedlichen Betriebsarten betreibbar ausbildet.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass für die Spaltverstellung (3.1, 3.2) des Auslaufspalts (14.1, 14.2) der Vorhangauftragsdüse
eine Verstelleinrichtung vorgesehen ist, die elektrisch und/oder mechanisch betätigbar
ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Position der mindestens einen Vorhangauftragsdüse zur Auftragswalze (6, 7) veränderbar
ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Position der mindestens einen Vorhangauftragsdüse zur Auftragswalze (6, 7) derart
veränderbar ist, dass dabei eine Vorhanghöhe in den unterschiedlichen Betriebsarten
im Wesentlichen gleich bleibt.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine der beiden den Behandlungsnip (15) bildenden Walzen (6, 7) als eine
Biegeausgleichswalze (7) ausgebildet ist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Durchmesser der mindestens einen Auftragswalze (6, 7) bei 1000 bis 1800 mm, vorzugsweise
1200 bis 1600 mm liegt.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Härte eines Bezuges einer harten Auftragswalze (6, 7) im Bereich von 0 bis 5
P&J vorzugsweise 0 bis 1 P&J, gewählt ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass eine der Walzen (6, 7) als eine Biegeausgleichswalze (7) mit 5 bis 30 P&J, vorzugsweise
0 bis 10 P&J, ausgebildet ist.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass in einem Randbereich der mindestens einen Vorhangauftragsdüse jeweils pro Rand ein
Überlauftrichter (12) vorgesehen, der seitlich vom Nip (15) ausgebildet ist.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Linienkraft im Behandlungsnip (15) zwischen 20 kN/m und 200 kN/m, vorzugsweise
zwischen 80 kN/m und 120 kN/m, liegt
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Papier- oder Kartonbahngeschwindigkeit (11) zwischen 250 m/min und 2000 m/min,
vorzugsweise zwischen 600 m/min und 1800 m/min, liegt.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Trockengehalt der Papier- oder Kartonbahn (11) bei mehr als 90 %, insbesondere
zwischen 92 % und 98 %, gewählt ist.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass Stärke als Auftragsmedium mit einem spezifischen Volumenstrom zwischen 15 l/(min*m)
und 150 l/(min*m) beim Sumpfbetrieb und zwischen 5 l/(min*m) und 50 l/(min*m) beim
Filmbetrieb vorgesehen ist.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass Stärke als Auftragsmedium mit einem Feststoffgehalt zwischen 5 % und 12 % beim Sumpfbetrieb
und zwischen 10 % und 25 % beim Filmbetrieb vorgesehen ist.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Viskosität von Stärke als Auftragsmedium zwischen 20 mPas und 200 mPas gewählt
ist.
16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Temperaturen von Stärke als Auftragsmedium zwischen 50°C und 110°C, vorzugsweise
zwischen 70°C und 100 °C, gewählt sind.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 16, dadurch gekennzeichnet, dass im Filmbetrieb der Winkel α für den Auftreffpunkt des Vorhangs auf die mindestens
eine Auftragswalze (6, 7) zwischen 0° und 45°, vorzugsweise zwischen 0° und 15°, und
im Sumpfbetrieb zwischen 30° und 90°, vorzugsweise zwischen 45° und 60°, zur Vertikalen
gewählt ist.
18. Vorrichtung nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorhangdüse über eine Steuereinrichtung positionierbar ist für einen Wechsel
der Betriebsart während einer Produktion.