TECHNISCHES GEBIET
[0001] Die Offenbarung betrifft eine Vorrichtung, ein Verfahren und ein System zur Abwehr
von fliegenden Objekten.
[0002] Es ist bekannt, dass fliegende Objekte wie beispielsweise Drohnen, Kleindrohnen oder
andere Arten unbemannter Luftfahrzeuge eine Gefahr für bestimmte sicherheitskritische
Bereiche darstellen können. Derartige sicherheitskritische Bereiche können beispielsweise
Flughäfen oder Militäreinrichtungen sein. Weiterhin ist bekannt, dass beispielsweise
Panzerabwehrdrohen zur Beschädigung oder gänzlichen Zerstörung von Panzern, z.B. Kampfpanzern,
Schützenpanzern oder ähnlichen verwendet werden können. Diese können eine große Gefahr
für eigene gepanzerte Fahrzeuge darstellen.
[0003] Aus dem Stand der Technik sind Möglichkeiten und Einrichtungen zur Abwehr von fliegenden
Objekten bekannt, die beispielsweise darauf basieren, Funksignale zu stören. Allerdings
kann ein Weiterflug dadurch nicht immer zuverlässig verhindert werden, z.B. wenn das
fliegende Objekt autonom und autark ausgebildet ist. Weiterhin ist bekannt, fliegende
Objekte mechanisch zu stören beziehungsweise mit Hilfe von Netzen einzufangen, um
die fliegenden Objekte abzuwehren. Die Netze werden beispielsweise vom Boden aus in
Richtung der fliegenden Objekte verschossen oder von flugfähigen Geräten transportiert.
Allerdings sind beispielsweise Soldaten, z.B. in Panzern oder zu Fuß, häufig in staubigen,
unwegsamen und/oder unübersichtlichen Geländen unterwegs bei denen die Sicht stark
eingeschränkt sein kann. Zudem kann es wünschenswert sein, ein gepanzertes Fahrzeug
zur Abwehr einer Drohne nicht verlassen zu müssen.
[0004] Bisherige Lösungen aus dem Stand der Technik lösen die zugrundeliegende Aufgabe noch
nicht zufriedenstellend und/oder kostengünstig genug.
[0005] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Offenbarung, ein zuverlässiges und kostengünstiges
Flugobjekt zur Abwehr von fliegenden Objekten bereitzustellen. Weiterhin soll ein
Verfahren zur Abwehr von fliegenden Objekten dargestellt werden. Zudem soll ein System
bereitgestellt werden, das eine Abwehr von fliegenden Objekten beispielsweise aus
einem gepanzerten Fahrzeug heraus ermöglicht.
ERFINDUNGSGEMÄSSE LÖSUNG
[0006] Diese Aufgabe wird durch ein Flugobjekt nach Anspruch 1, durch ein Verfahren zur
Abwehr eines fliegenden Objekts nach Anspruch 10 und einem System zur Abwehr von fliegender
Objekte nach Anspruch 11 gelöst. Weitere Ausführungsformen, Ausgestaltungen und Vorteile
ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen und der nachfolgenden Beschreibung.
[0007] Gemäß einem Aspekt der vorliegenden Offenbarung wird ein Flugobjekt mit einer Abfangeinrichtung
bereitgestellt, wobei die Abfangeinrichtung einen Hohlkörper mit einer Öffnung und
einem Sperrmechanismus und ein erstes Seil mit mindestens an einem am ersten Ende
des Seils angeordneten ersten Körper aufweist. Das erste Seil ist dabei im Inneren
des Hohlkörpers angeordnet und wird durch den Sperrmechanismus gehalten. Nach Freigabe
des Sperrmechanismus, z.B. bei örtlicher Nähe zu einem fliegenden Objekt, das zum
Absturz gebracht werden soll, tritt das erste Ende des ersten Seils mit dem ersten
Körper unter Wirkung der Schwerkraft durch die Öffnung aus dem Inneren des Hohlkörpers.
[0008] Gemäß einem weiteren Aspekt der vorliegenden Offenbarung wird ein Verfahren zur Abwehr
eines fliegenden Objekts unter Nutzung eines Flugobjekts mit einer Abfangeinrichtung
bereitgestellt. Das Verfahren umfasst die Aussendung des Flugobjektes mit Abfangeinrichtung
in Richtung des fliegenden Objekts, das Anfliegen des fliegenden Objektes mit dem
Flugobjekt mit Abfangeinrichtung, die Freigabe des Sperrmechanismus und das Überfliegen
des fliegenden Objektes derart, dass das erste Seil auf das fliegende Objekt trifft.
[0009] Gemäß einem weiteren Aspekt der vorliegenden Offenbarung wird ein System zur Abwehr
fliegender Objekte bereitgestellt. Das System umfasst ein Flugobjekt mit Abfangeinrichtung
und eine Kassette zum Aussenden des Flugobjekts mit Abfangeinrichtung. Die Kassette
weist dabei ein Fassungsvermögen von mindestens 1, bevorzugt von mindestens 6, bevorzugt
von mindestens 12, besonders bevorzugt von mindestens 24 Flugobjekten mit Abfangeinrichtung
auf. Die Kassette kann alternativ auch derart gestaltet sein, dass sie unterschiedliche
Flugobjekte fassen kann.
[0010] Die Einzelheiten eines oder mehrerer Aspekte der Offenbarung sind in den beigefügten
Figuren und der nachfolgenden Beschreibung dargelegt. Andere Merkmale, Objekte und
Vorteile der in dieser Offenbarung beschriebenen Techniken werden aus der Beschreibung
und den Zeichnungen sowie aus den Ansprüchen ersichtlich.
KURZBESCHREIBUNG DER FIGUREN
[0011] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsformen näher erläutert, ohne
dass diese den durch die Schutzansprüche definierten Schutzbereich einschränken sollen.
[0012] Die beiliegenden Zeichnungen veranschaulichen Ausführungsformen und dienen zusammen
mit der Beschreibung der Erläuterung der Prinzipien der Erfindung. Die Elemente der
Zeichnungen sind relativ zueinander und nicht notwendigerweise maßstabsgetreu. Gleiche
Bezugszeichen bezeichnen ähnliche Teile.
[0013] Figuren 1A bis 1C zeigen schematisch Flugobjekte zur Abwehr fliegender Objekte gemäß
einiger Ausführungsformen.
[0014] Figur 2 zeigt schematisch eine Abfangeinrichtung eines Flugobjekts gemäß einer Ausführungsform
in einer perspektivischen Ansicht.
[0015] Figur 3 zeigt schematisch die Abfangeinrichtung eines Flugobjekts aus Figur 2 in
einer Schnittansicht vor Freigabe eines Sperrmechanismus.
[0016] Figur 4 zeigt schematisch die Abfangeinrichtung eines Flugobjektes aus Figur 2 in
einer Schnittansicht nach Freigabe des Sperrmechanismus.
[0017] Figuren 5A und 5B zeigen schematisch fliegende Objekte nach der Abwehr durch ein
Flugobjekt gemäß einer weiteren Ausführungsform in einer perspektivischen Ansicht.
[0018] Figur 6 zeigt schematisch den Einsatz eines Systems zur Abwehr fliegender Objekte
gemäß einer Ausführungsform in einer ersten Phase in einer Seitenansicht.
[0019] Figur 7 zeigt schematisch den Einsatz eines Systems zur Abwehr fliegender Objekte
gemäß der Ausführungsform aus Figur 6 in einer zweiten Phase in einer Seitenansicht.
DETAILLIERTE BESCHREIBUNG
[0020] Die in dieser Offenbarung beschriebenen Techniken zum Schutz sicherheitskritischer
Bereiche und/oder eigener Fahrzeuge betreffen die Abwehr von fliegenden Objekten durch
die Aussendung von Flugobjekten. Ein Flugobjekt gemäß der hierin offenbarten Techniken
wehrt fliegende Objekte mit Hilfe eines in einem Hohlkörper der Abfangeinrichtung
angeordneten ersten Seils und mindestens eines, an einem ersten Ende des ersten Seils
angeordneten, ersten Körpers ab, indem das erste Seil und mindestens der erste Körper
zumindest zum Teil und/oder teilweise eine Rotationsfläche eines Rotors des fliegenden
Objektes durchqueren und/oder einen Teil des fliegenden Objektes berühren derart,
dass sich das erste Seil mit dem ersten Körper um Teile des fliegenden Objekts wickelt.
Das erste Seil wird durch einen Sperrmechanismus im Inneren des Hohlkörpers gehalten.
Erst bei Freigabe des Sperrmechanismus tritt das erste Ende des ersten Seils unter
Wirkung der Schwerkraft aus dem Hohlraum des Hohlkörpers und das erste Seil entfaltet
sich. In einigen weiteren Ausführungsformen kann das erste Seil lösbar an dem Hohlkörper
befestigt sein, so dass es gänzlich abgeworfen werden kann. Der erste Körper unterstützt
dabei das "Umwickeln" in der Art einer Steinschleuder, da das erste Seil mit einer
gewissen Relativgeschwindigkeit an das fliegende Objekt herangeführt wird und der
erste Körper trägheitsbedingt bei Auftreffen des ersten Seils auf das fliegende Objekt
dabei eine kreisförmige Bahn um das fliegende Objekt vollführt.
[0021] Im Allgemeinen beschreibt diese Offenbarung die Abwehr von fliegenden Objekten mit
einem Flugobjekt mit Abfangeinrichtung. Das "Flugobjekt" kann ein unbemanntes Luftfahrzeug,
eine Drohne, eine Kleindrohne oder ähnliches sein. Unter "Drohne" sind auch Kopter,
z.B. sogenannte Quadrokopter oder Oktokopter, zu subsummieren. Ferner sind weitere
Ausführungsformen von unbemannten Flugobjekten verschiedener Baugrößen umfasst, die
autonom, ferngesteuert und/oder autark ausgebildet sind.
[0022] Unter dem Begriff "fliegendes Objekt" können alle oben genannten flugfähigen Objekte
verstanden werden. Weiterhin kann auch ein Luftfahrzeug mit einem Strahlentriebwerk
als fliegendes Objekt aufgefasst werden. Jedes fliegende Objekt weist dabei mindestens
einen Rotor mit jeweils einer Rotationsfläche auf. Die "Rotationsfläche" entspricht
dabei einer im Wesentlichen runden Fläche, in der der mindestens eine Rotor rotiert.
[0023] Der Begriff "Seil" bezieht sich auf ein länglich ausgebildetes Objekt, das im Wesentlichen
keine Druckkräfte aufnimmt. Das Seil kann aus einem beliebigen Material bestehen,
das geeignet ist, einen Rotor zu beschädigen und/oder einer Rotationsbewegung des
Rotors derart Stand zu halten, dass das Seil nicht zerstört wird. Das Seil kann beispielsweise
aus einem Verbundmaterial bestehen und/oder eine Struktur aufweisen, die es widerstandsfähiger
gegen einwirkende Kräfte macht, die quer zu einer Längsachse des Seils wirken. Beispielsweise
kann das Seil aus Aramidfasern bestehen, ein Beispiel ist DuPont
™ Kevlar
®. Unter "quer" sind auch Kräfte unter einem Winkel zur Längsachse zu subsummieren.
[0024] Ein Flugobjekt gemäß einiger Ausführungsformen kann in einem Fahrzeug, insbesondere
einem gepanzerten Fahrzeug, beispielsweise in einer Kassette, angeordnet werden. Unter
"gepanzerten Fahrzeugen" sind auch Schützenpanzer, Haubitzen und ähnliche zu verstehen.
Eine "Kassette" kann ein Flugobjekt oder eine Vielzahl von Flugobjekten speichern
und auf ein Freigabesignal hin ein Flugobjekt abgeben. Die Flugobjekte müssen dabei
nicht alle gleicher Bauart sein. Beispielsweise können Flugobjekte verschiedener Bauart
für verschiedene Einsatzzwecke in einer Kassette platziert werden. Das Abgeben eines
Flugobjektes kann beispielsweise derart erfolgen, dass das Flugobjekt aktiviert wird
und/oder in Richtung eines fliegenden Objektes befördert, z.B. geschossen, wird. Beispielsweise
weist die Kassette Gaspatronen zum Ausstoßen eines Flugobjektes auf.
[0025] Im Einzelnen wird im Folgenden auf Ausführungsformen der Offenbarung Bezug genommen,
von denen einige Beispiele in den Figuren dargestellt sind. Jedes Beispiel dient zur
Erläuterung der Offenbarung, nicht der Einschränkung der Offenbarung. So können beispielsweise
Merkmale, die als Teil von Ausführungsformen dargestellt oder beschrieben sind, mit
anderen Ausführungsformen verwendet werden, um weitere Ausführungsformen zu ergeben.
[0026] Figur 1A zeigt schematisch ein unbemanntes Luftfahrzeug 10 mit einer Abfangeinrichtung
20 gemäß einer Ausführungsform. Die Abfangeinrichtung 20 kann beispielsweise an einer
Unterseite des unbemannten Luftfahrzeugs 10 angebracht sein. Der Begriff "Unterseite"
bezieht sich dabei auf die Seite eines Flugobjektes bzw. fliegenden Objektes, die
bei einem Flug in horizontaler Richtung beziehungsweise bei einem Schweben über einem
Boden, dem Boden zugerichtet ist. Die Abfangeinrichtung 20 kann im Wesentlichen mittig,
d.h. beispielsweise in einem Schnittpunkt einer Längsachse mit einer Querachse entlang
der Flügel 11 an der Unterseite des unbemannten Luftfahrzeugs angeordnet sein. Die
Abfangeinrichtung 20 kann gemäß einiger Ausführungsformen unter einem Flügel 11 angeordnet
sein. Ein Flugobjekt kann mehrere Abfangeinrichtungen 20 aufweisen.
[0027] Figur 1B zeigt ein Flugobjekt gemäß einem Ausführungsbeispiel, worin das Flugobjekt
als ein Kopter 30, insbesondere als Quadrokopter, ausgebildet ist. An einer Unterseite
des Kopters 30 ist eine Abfangeinrichtung 20 angeordnet. Ein Quadrokopter weist vier
Rotoren 31 auf.
[0028] Ein Flugobjekt kann gemäß weiteren Ausführungsformen eine andere Anzahl an Rotoren
31 aufweisen. Ein Beispiel für ein Flugobjekt mit einer anderen Anzahl an Rotoren
31 ist in Figur 1C gezeigt. Ein in Figur 1C gezeigter Kopter 30 weist einen Rotor
31 und eine zentral unter einer Rotationsachse des Kopters 30 angeordnete Abfangeinrichtung
20 auf.
[0029] Gemäß einiger Ausführungsformen handelt es sich bei einem Flugobjekt um ein unbemanntes
Luftvehikel, das autonom, autark und/oder ferngesteuert ausgebildet ist. Insbesondere
kann das Flugobjekt Abmessungen aufweisen, die geeignet sind, eine Vielzahl von Flugobjekten,
z.B. 6 Flugobjekte, bevorzugt 12 Flugobjekte, besonders bevorzugt 24 Flugobjekte,
in einem gepanzerten Fahrzeug, insbesondere in einer Kassette, mitzuführen. Gemäß
einiger Ausführungsformen ist ein Flugobjekt mit ausklappbaren Flügeln 11 bzw. Armen
32, an deren Enden jeweils ein Rotorkopf 33 angeordnet ist, ausgebildet. Diese Ausführungsformen
ermöglichen einen geringeren Raumbedarf und beispielsweise eine höhere Anzahl an Flugobjekten,
die von einer Kassette aufgenommen werden können.
[0030] Figur 2 zeigt eine Abfangeinrichtung 20 gemäß einer Ausführungsform in einer perspektivischen
Ansicht. Ein Hohlkörper 21 der Abfangeinrichtung kann zylindrisch ausgestaltet sein.
In bevorzugten Ausführungsformen weist ein Flugobjekt mit Abfangeinrichtung 20 ein
Gewicht von unter 2 kg, besonders bevorzugt von unter 1 kg auf. Bei zylindrischer
Ausgestaltung weist die Abfangeinrichtung 20 bevorzugt einen Durchmesser von weniger
als 100 mm, insbesondere weniger als 50 mm, und eine Höhe von weniger als 150 mm,
insbesondere von weniger als 100 mm auf.
[0031] An einer Unterseite des Hohlkörpers 21 kann eine Öffnung 22 vorgesehen sein. Gemäß
eines in Figur 2 gezeigten Ausführungsbeispiels kann die Öffnung 22 durch einen Sperrmechanismus
23 versperrt werden. Der Sperrmechanismus 23 kann beispielsweise eine Klappe umfassen.
Der Sperrmechanismus 23 kann alternativ oder zusätzlich beispielsweise einen elektrisch
leitenden Draht umfassen. Der Draht kann ein Schmelzleiter 24 sein. Zum Freigeben
des Sperrmechanismus 23 kann ein Strom durch den Schmelzleiter 24 geleitet werden,
der den Schmelzleiter 24 reißen lassen kann. Der Strom kann dabei beispielsweise über
das Flugobjekt bereitgestellt werden.
[0032] Gemäß einigen zusätzlichen Ausführungsformen kann der Sperrmechanismus 23 zusätzlich
ein leichtes Flächenelement 25 umfassen. Das leichte Flächenelement 25 kann beispielsweise
eine dünne Scheibe eines leichten und/oder elastischen Materials sein. Das leichte
Flächenelement 25 kann derart an der Öffnung 22 angeordnet werden, dass ein Gewicht
das Flächenelement 25 aus der Öffnung 22 drücken kann, vorausgesetzt der Draht ist
entfernt. Ist der Draht gerissen oder geschmolzen, kann das leichte Flächenelement
25 unter einer bestimmten Gewichtseinwirkung aus der Öffnung 22 gedrückt werden.
[0033] Eine derartige Versperrung der Öffnung 22 durch einen Schmelzleiter 24 ermöglicht
eine leichtere Bauweise des Flugobjekts mit Abfangeinrichtung 20, so dass höhere Reichweiten
erreicht werden können. Ein Sperrmechanismus 23 umfassend mehrere Schmelzleiter 24
ist auch denkbar.
[0034] An einer Oberseite der Abfangeinrichtung 20 kann eine Fixiervorrichtung zur Fixierung
der Abfangeinrichtung 20 an einem Flugobjekt angeordnet sein. Die Abfangeinrichtung
20 kann integral mit dem Flugobjekt ausgebildet sein.
[0035] Figur 3 zeigt die Abfangeinrichtung 20 aus Figur 2 in einer Schnittansicht bei aktivem
Sperrmechanismus 23. Innerhalb des Hohlkörpers 21 ist ein erstes Seil 26A angeordnet,
welches länger als die Vertikalausdehnung des Hohlkörpers 21 ist und daher beispielsweise
gerollt oder gewickelt im Inneren des Hohlkörpers 21 vorliegt. Das "Innere" des Hohlkörpers
21 wird durch den durch den Hohlkörper 21 umschlossenen Hohlraum definiert. Gemäß
einiger Ausführungsformen können auch eine Vielzahl an ersten Seilen 26A innerhalb
des Hohlkörpers 21 angeordnet sein. Das erste Seil 26A kann beispielsweise mäanderförmig
in dem Hohlkörper 21 angeordnet sein, wie in Figur 3 dargestellt. Das erste Seil kann
gemäß einer Ausführungsform auch aufgerollt in dem Hohlkörper 21 angeordnet sein.
Das erste Seil 26A erstreckt sich entlang der Längsachse in einer Länge, die eine
Höhe 27 der Abfangeinrichtung 20 übersteigt. Insbesondere weist das erste Seil 26A
eine Länge von über 1 m, bevorzugt über 1,5 m auf.
[0036] An einem ersten Ende des ersten Seils 26A ist ein erster Körper 28A angeordnet. Der
erste Körper 28A kann beispielsweise eine Kugel sein, die einen Durchmesser aufweist,
der den Durchmesser des ersten Seils 26A übersteigt. Der erste Körper 28A kann massiv
ausgebildet sein. Gemäß einer Ausführungsform ist der erste Körper 28A als Metallkugel
ausgebildet. In einem Abstand zum ersten Körper 28A entlang der Längsachse des Seils
kann das Seil gemäß einer Ausführungsform einen zweiten Körper 28B aufweisen. Der
zweite Körper 28B kann wie der erste Körper 28A oder anders ausgebildet sein. Der
Abstand entlang der Längsachse des ersten Seils 26A zwischen einem Mittelpunkt des
ersten Körpers 28A und einem Mittelpunkt des zweiten Körpers 28B kann mindestens 0,1
m, insbesondere mindestens 0,5 m, bevorzugt mindestens 1,0 m, besonders bevorzugt
mindestens 1,5 m betragen.
[0037] Gemäß einiger Ausführungsformen kann das zweite Ende des ersten Seils lösbar an dem
Hohlkörper 21 befestigt sein. Beispielsweise kann die Abfangeinrichtung 20 eine Kupplungsvorrichtung
29A, 29B aufweisen. An dem Hohlkörper 21 kann ein erstes Kupplungsteil 29A befestigt
und am zweiten Ende des ersten Seils 26A kann ein zweites Kupplungsteil 29B angeordnet
sein. Beispielsweise können die Kupplungsteile 29A, 29B elektromagnetisch miteinander
gekuppelt sein. Gemäß einer Ausführungsform kann der zweite Kupplungsteil 29B, beispielsweise
auf ein Signal hin, von dem ersten Kupplungsteil 29A getrennt werden. Gemäß einer
weiteren Ausführungsform löst sich der erste Kupplungsteil 29A von dem zweiten Kupplungsteil
29B, indem auf das erste Seil 26A eine Zugkraft wirkt. Beispielsweise umfasst die
Kupplungsvorrichtung 29A, 29B zwei Magneten, die sich bei einer bestimmten Zugkraft
voneinander trennen. Gemäß einer Ausführungsform ist die Kupplungsvorrichtung 29A,
29B in Form einer Sollbruchstelle realisiert, die unter einer bestimmten Zugkraft
aufgetrennt wird.
[0038] Gemäß einer Ausführungsform weist die Abfangeinrichtung 20 ein zweites Seil 26B auf,
das im Inneren des Hohlkörpers 21 angeordnet ist. Ein erstes Ende des zweiten Seils
26B kann beispielsweise an dem Hohlkörper 21 fixiert sein. Der erste Kupplungsteil
29A kann an dem zweiten Ende des zweiten Seils 26B angeordnet sein, so dass ein Beladen
eines Flugobjekts mit Abfangeinrichtung 20 mit dem ersten Seil 26A, z.B. nach einem
Einsatz und erfolgtem Abwurf des ersten Seils 26A, vereinfacht wird.
[0039] Figur 4 zeigt die Abfangeinrichtung 20 aus Figur 2 in einer Schnittansicht nach Freigabe
des Sperrmechanismus 23. Der Schmelzleiter 24 ist geschmolzen dargestellt, so dass
das erste Seil 26A mit dem ersten Körper 28A unter Wirkung der Gewichtskraft das leichte
Flächenelement 25 aus der Öffnung gedrückt haben. Die Kupplungsvorrichtung 29A, 29B
ist in einem getrennten Zustand dargestellt. Das Gewicht des ersten Körpers 28A ist
so bemessen, dass er sicher das Flächenelement 25 herausdrücken kann.
[0040] Figur 5A und 5B zeigt schematisch fliegende Objekte 50 nach der Abwehr durch ein
Flugobjekt gemäß einer Ausführungsform in einer perspektivischen Ansicht. Die Berührung
des ersten Seils 26A während einer Vorwärtsbewegung mit einem fliegenden Objekt 50,
beispielsweise mit einem Teil eines Quadrokopters, dargestellt in Figur 5A, führt
dazu, dass sich das erste Seil 26A derart um das fliegende Objekt 50 wickelt, dass
die Flugfähigkeit so beeinträchtigt wird, dass es zum Absturz des fliegenden Objekts
50 kommt. Figur 5B zeigt ein Strahlentriebwerk, bei dem das erste Seil 26A mit einem
Verdichterrotor 40 verwickelt ist, so dass der Verdichterrotor 40 sich nicht mehr
drehen kann und/oder zerstört wird. Dadurch kann die Flugfähigkeit eines fliegenden
Objekts 50 mit Strahlentriebwerk stark beeinträchtigt werden, insbesondere kann dadurch
beispielsweise ein Absturz herbeigeführt werden.
[0041] Figur 6 zeigt schematisch den Einsatz eines Systems zur Abwehr fliegender Objekte
50 gemäß einer Ausführungsform in einer ersten Phase in einer Seitenansicht. Gemäß
der dargestellten Ausführungsform wird beispielsweise ein fliegendes Objekt 50 erkannt,
das zum Absturz gebracht werden soll. Ein Flugobjekt mit Abfangeinrichtung 20 kann
aus einer Kassette ausgesendet oder mit Hilfe einer Gaspatrone ausgestoßen werden.
Auch ein Treibsatz und/oder ein Federmechanismus können für das Ausstoßen eines Flugobjekts
mit Abfangeinrichtung 20 verwendet werden. Die Kassette kann in einem gepanzerten
Fahrzeug 60 angeordnet sein. Beispielsweise handelt es sich bei dem gepanzerten Fahrzeug
60 um einen Panzer. Gemäß einiger Ausführungsformen werden Arme 32 des Flugobjektes,
an dem Rotorköpfe 33 angeordnet sind, erst nach der Aussendung des Flugobjekts ausgeklappt.
[0042] In einigen Ausführungsformen kann das Flugobjekt mit Abfangeinrichtung von einer
Person per Hand ausgesendet oder vom Boden aus gestartet werden.
[0043] Gemäß einiger Ausführungsformen fliegt das Flugobjekt mit Abfangeinrichtung 20 das
fliegende Objekt 50 selbstständig an. Beispielsweise umfasst das Flugobjekt mit Abfangeinrichtung
20 dazu entsprechende Sensorik, Radar oder ähnliches.
[0044] Figur 7 zeigt schematisch den Einsatz eines Systems zur Abwehr fliegender Objekte
50 gemäß der Ausführungsform aus Figur 6 in einer zweiten Phase in einer Seitenansicht.
Befindet sich das Flugobjekt mit Abfangeinrichtung 20 in einem näheren Umfeld des
fliegenden Objekts 50 kann beispielsweise der Sperrmechanismus 23 freigegeben werden.
Der Sperrmechanismus 23 kann auch früher freigegeben werden. Ist der Sperrmechanismus
23 freigegeben tritt ein erstes Ende eines ersten Seils 26A mit einem dort angeordneten
ersten Körper 28A aus einem Hohlkörper 21 der Abfangeinrichtung 20. Das erste Seil
26A wird damit ausgeworfen und entfaltet sich derart, dass das erste Seil 26A im Wesentlichen
längs aus dem Hohlkörper 21 heraushängt.
[0045] Fliegt das Flugobjekt mit entfaltetem ersten Seil 26A auf das fliegende Objekt 50
zu, kann sich das erste Seil 26A bei Berührung mit einem Teil des fliegenden Objekts
50 um das fliegende Objekt 50 wickeln und es zum Absturz bringen. Gemäß einem Ausführungsbeispiel
wickelt sich das Flugobjekt mit Abfangeinrichtung 20 ebenso um das fliegende Objekt
50 und stürzt gemeinsam mit dem fliegenden Objekt 50 ab. Bei fliegenden Objekten 50,
die ein deutlich größeres Gewicht und/oder deutlich größere Abmessungen aufweisen
als das Flugobjekt mit Abfangeinrichtung 20 kann es erwünscht sein, dass sich das
Flugobjekt mit Abfangeinrichtung 20 ebenso um das fliegende Objekt 50 wickelt, um
das fliegende Objekt 50 zum Absturz zu bewegen. Ein zweites Ende des erstes Seils
26A kann beispielsweise fest mit dem Hohlkörper 21 verbunden sein. Zusätzlich kann
das Flugobjekt mit Abfangeinrichtung 20 nach dem Umwickeln dazu konfiguriert sein,
mit maximaler Antriebsleistung, in Richtung Boden zu steuern. So können noch schwerere,
größere und/oder flugstabilere fliegende Objekte 20 zum Absturz gebracht werden.
[0046] Gemäß zusätzlicher oder alternativer Ausführungsformen kann das Flugobjekt mit Abfangeinrichtung
20 ein Wirkmittel aufweisen. Das Flugobjekt mit Abfangeinrichtung 20 kann beispielsweise
dazu konfiguriert sein, sich mindestens mit dem ersten Körper 26A und und dem ersten
Seil 26A um das fliegende Objekt 50 zu wickeln. Führt dies noch nicht zum Absturz
des fliegenden Objekts 50, kann das Flugobjekt mit Abfangeinrichtung 20 und Wirkmittel
dazu konfiguriert sein, das Wirkmittel detonieren zu lassen. Bevorzugt detoniert das
Wirkmittel sobald das Flugobjekt mit Abfangeinrichtung 20 im Wesentlichen an dem fliegenden
Objekt 50 anliegt.
[0047] Gemäß einem alternativen oder zusätzlichen Ausführungsbeispiel weist die Abfangeinrichtung
20 eine Kupplungsvorrichtung 29A, 29B auf, so dass das erste Seil 26A beispielsweise
unter Krafteinwirkung, verursacht durch Zugkräfte durch das fliegende Objekt 50, von
dem Hohlkörper 21 getrennt wird. Das Flugobjekt kann gemäß einer Ausführungsform im
Anschluss selbstständig wieder zurück zu einem Startpunkt fliegen.
[0048] In der vorstehenden Beschreibung wurde ein Flugobjekt mit Abfangeinrichtung, ein
Verfahren zur Abwehr eines fliegenden Objekts sowie ein System zur Abwehr fliegender
Objekte unter Bezugnahme auf spezifische Beispiele dargestellt. Es ist zu berücksichtigen,
dass verschiedene Aspekte und Ausführungsformen, die hier offenbart werden, in anderen
Kombinationen als den spezifischen Kombinationen, die in den Figuren dargestellt sind,
kombiniert werden können. Es wird davon ausgegangen, dass verschiedene Modifikationen
an den genannten Ausführungsformen vorgenommen werden können, ohne vom Umfang der
Offenbarung und der folgenden Ansprüche abzuweichen.
1. Flugobjekt mit Abfangeinrichtung (20), wobei die Abfangeinrichtung (20) aufweist:
einen Hohlkörper (21) mit einer Öffnung (22) und einem Sperrmechanismus (23);
ein erstes Seil (26A) mit mindestens einem an einem ersten Ende des ersten Seils (26A)
angeordneten ersten Körper (28A);
wobei das erste Seil (26A) im Inneren des Hohlkörpers (21) angeordnet ist und durch
den Sperrmechanismus (23) gehalten wird;
wobei das erste Ende des ersten Seils (26A) nach Freigabe des Sperrmechanismus (23)
mit dem ersten Körper (28A) unter Wirkung der Schwerkraft aus dem Inneren des Hohlkörpers
(21) durch die Öffnung (22) tritt.
2. Flugobjekt mit Abfangeinrichtung (20) gemäß Anspruch 1, wobei ein zweites Ende des
ersten Seils (26A) an dem Hohlkörper (21) lösbar befestigt ist.
3. Flugobjekt mit Abfangeinrichtung (20) gemäß Anspruch 2, wobei die Abfangeinrichtung
(20) weiterhin eine Kupplungsvorrichtung (29A, 29B) zum lösbaren Befestigen des zweiten
Endes des ersten Seils (26A) an dem Hohlkörper (21) aufweist.
4. Flugobjekt mit Abfangeinrichtung (20) gemäß Anspruch 3, wobei die Kupplungsvorrichtung
(29A, 29B) ein am Hohlkörper (21) befestigtes erstes Kupplungsteil (29A) und ein mit
dem zweiten Ende des ersten Seils (26A) verbundenes zweites Kupplungsteil (29B) aufweist,
wobei die beiden Kupplungsteile elektromagnetisch oder magnetisch miteinander lösbar
gekuppelt sind.
5. Flugobjekt mit Abfangeinrichtung (20) gemäß einem der Ansprüche 3 oder 4, wobei die
Abfangeinrichtung (20) weiterhin ein zweites Seil (26B) aufweist, das im Inneren des
Hohlkörpers (21) angeordnet ist; und
wobei ein erstes Ende des zweiten Seils (26B) an dem Hohlkörper (21) fixiert ist;
und
wobei die Kupplungsvorrichtung (29A, 29B) bzw. der erste Kupplungsteil (29A) der Kupplungsvorrichtung
(29A, 29B) an einem zweiten Ende des zweiten Seils (26B) angeordnet ist.
6. Flugobjekt mit Abfangeinrichtung (20) gemäß einem der vorherigen Ansprüche, wobei
das erste Seil (26A) zusätzlich einen zweiten Körper (28B) aufweist, der in einem
Abstand entlang einer Längsachse des ersten Seils (26A) zum ersten Körper (28A) angeordnet
ist; wobei der Abstand mindestens 0,1 m, insbesondere mindestens 0,5 m, bevorzugt
mindestens 1,0 m, besonders bevorzugt mindestens 1,5 m beträgt.
7. Flugobjekt mit Abfangeinrichtung (20) gemäß einem der vorherigen Ansprüche, wobei
der Sperrmechanismus (23) mindestens einen Schmelzleiter (24) umfasst.
8. Flugobjekt mit Abfangeinrichtung (20) gemäß einem der vorherigen Ansprüche, wobei
das Flugobjekt ein Kopter mit einem Gewicht unter 5 kg, bevorzugt unter 2 kg, besonders
bevorzugt unter 1 kg ist.
9. Flugobjekt mit Abfangeinrichtung (20) gemäß Anspruch 8, wobei der Kopter ein Multikopter
mit ausklappbaren Armen (32) ist, an deren Enden jeweils ein Rotorkopf (33) angeordnet
ist.
10. Verfahren zur Abwehr eines fliegenden Objekts (50) unter Nutzung eines Flugobjekts
mit Abfangeinrichtung (20) gemäß einem der vorherigen Ansprüche, aufweisend die Schritte
Aussendung des Flugobjekts mit Abfangeinrichtung (20) in Richtung des fliegenden Objekts
(50);
Anfliegen des fliegenden Objektes (50);
Freigabe des Sperrmechanismus (23);
Überfliegen des fliegenden Objektes (50) derart, dass das erste Seil (26A) auf das
fliegende Objekt (50) trifft.
11. System zur Abwehr fliegender Objekte (50), aufweisend:
ein Flugobjekt mit Abfangeinrichtung (20) gemäß einem der Ansprüche 1-9; und
eine Kassette zum Aussenden eines Flugobjekts mit Abfangeinrichtung (20);
wobei die Kassette mindestens 1, bevorzugt mindestens 6, bevorzugt mindestens 12,
besonders bevorzugt mindestens 24 Flugobjekte mit Abfangeinrichtung (20) fassen kann.
12. System zur Abwehr fliegender Objekte (50) gemäß Anspruch 11, wobei die Kassette das
Flugobjekt mit Abfangeinrichtung (20) unter Nutzung von Gaspatronen, Treibsätzen und/oder
einem Federmechanismus ausstößt.